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Archiv-Artikel

Eine Lehre in Sachen Ausbildung

Zu wenige Unternehmer mit Migrationshintergrund bilden aus – weil sie von dieser Möglichkeit nichts wissen oder die Verantwortung scheuen. Das „Bildungswerk in Kreuzberg“ will dies mit einem neuen Projekt nun ändern

Der türkischstämmige Unternehmer Sükrü Irmak hat in den zwei Jahren, in denen er seine Nachrichtenagentur International Press leitet, noch nie ausgebildet. Er wusste gar nicht, dass es diese Möglichkeit für ihn gibt. „Wir haben immer wieder Jugendliche in unserem Betrieb angeleitet, aber die wurden nach einigen Monaten sehr schnell von Mitbewerbern abgeworben. So gingen wichtige Arbeitskräfte verloren“, sagt Irmak, der vor allem fürs Fernsehen arbeitet. Nun freut er sich, jemanden an sein Unternehmen binden zu können. Dank des Projekts „Jobstarter – für die Zukunft ausbilden“ wird die 18-jährige Lisa Pertus bei ihm seit dem 1. September zur Mediendesignerin ausgebildet.

Das Jobstarter-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung richtet sich vor allem an Einrichtungen, die Ausbildungsstellen vermitteln und teilweise selber anbieten. Dazu gehört etwa das Bildungswerk in Kreuzberg (BWK). In dem vom Ministerium geförderten Projekt des BWK sollen Unternehmer mit Migrationshintergrund dazu ermuntert werden, auszubilden.

Ähnlich wie Sükrü Irmak gehe es vielen Unternehmern mit Migrationshintergrund, sagt Nihat Sorgec, Geschäftsführer des BWK: Sie wüssten nicht um die Möglichkeit einer Ausbildung oder hätten Angst davor, die Verantwortung zu übernehmen. Die Folge: „Weniger als 6 Prozent der türkischen Unternehmer in Berlin bilden aus“, erklärt Sorgec.

Die Aufgaben des BWK im Rahmen des Projekts liegen vor allem darin, den kleinen und mittelständischen Unternehmen klarzumachen, wie wichtig es ist, junge Leute auszubilden – für das Unternehmen und für die Jugendlichen. Dabei leistet das BWK Überzeugungsarbeit. Zudem nimmt es den Betrieben die Verwaltungsarbeit ab, berät und betreut und versucht, die Unternehmer in Sachen Ausbildung zu coachen.

Sorgec sieht sein Unternehmen als Verbindungsstelle zwischen den ausländischen Unternehmern, der Industrie- und Handelskammer, den Schulen und den Auszubildenen: „Wir müssen Brücken bauen“, so der Geschäftsmann.

Sorgec will bis Ende 2007 gemeinsam mit seiner Projektleiterin Susam Dündar-Isik 150 neue Ausbildungsplätze schaffen. Seit Anfang Juni seien schon 28 Ausbildungsverträge unterschrieben worden. Und 67 weitere Unternehmen hätten bereits Interesse gezeigt.

Sükrü Irmak von der Nachrichtenagentur International Press ist froh, nun eine Auszubildende in seinem Betrieb zu haben und diese auch in den drei Ausbildungsjahrenan an sein Unternehmen binden zu können. Auch seine zukünftige Azubine Lisa Pertus ist sehr zufrieden: „Ich habe den erweiterten Hauptschulabschluss, und die Arbeitsmarktsituation sieht schlecht aus. Etwas in der Richtung Medien wollte ich schon immer machen“, so die 18-Jährige. Auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) lobt das Projekt des Bildungswerks: „Diese Institution leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration.“

Am 7. September endet die Ausschreibung der zweiten Förderungsrunde. Und so werden weitere Jobstarter-Projekte auch im kommenden Jahr auf den Weg gebracht werden.

Tim-Niklas Kubach