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Archiv-Artikel

Symphoniker am Ende Eine Kultur in Notlage

Welchen Wert hat Kultur, hat ein Theater, haben Galerien und Kleinkunstbühnen? Welchen Wert haben Straßenmusikanten, Opernsänger und Schauspieler? Niemand wird so vermessen sein, dies ernsthaft zu beantworten, gar in Euro und Cent zu beziffern. Vielleicht andersherum. Und konkreter: Welchen Wert haben die Berliner Symphoniker nicht? Darauf wiederum gibt es eine Antwort. Sie wird in der kommenden Woche das Abgeordnetenhaus geben und sie lautet: 2,1 Millionen Euro.

KOMMENTAR VON THORSTEN DENKLER

Diese Summe fehlt, damit Streicher streichen und Bläser blasen können, damit Musik erschallt in den alten Gemäuern des Konzerthauses am Gendarmenmarkt. Die Musiker haben mehr beigetragen, als verlangt werden kann. Sie verzichten auf Gehalt. Das an sich ist in einer Immer-mehr-Gesellschaft höchste Beachtung und Anerkennung wert.

Es reicht nicht. Und mehr Geld wird nicht fließen. Weil kein Geld da ist, sagen die Haushaltspolitiker der Regierungsfraktionen von SPD und PDS. Haushaltsnotlage. Ein Wort, das jede weitere Frage erübrigen lässt.

Und doch, ein Versuch. Was ist Politik? Die Kunst, die richtigen Prioritäten setzen. Wer daran glaubt, wird sich mit der Haushaltsnotlage nicht herausreden können. Der muss sagen: Wir halten dieses Orchester für verzichtbar. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu. Egal ob die Kassen voll oder leer sind. Es geht immer um Prioritäten, um die Beantwortung der Frage, was wichtig ist und was nicht. So gesehen gibt es immer Alternativen. So gesehen ist Geld da. Es muss nur mutig entschieden werden. Nicht einfach, wenn Kitagebühren steigen und Gehälter gekürzt werden.

Auch das sind Prioritäten, die der Senat gesetzt hat. Gewiss, gekürzt wird überall. Nur die Höhe steht jeweils zur Debatte. Kann da eine Kita gegen ein Orchester aufgewogen werden? Ja. Sie müssen aufgewogen werden. Jede Entscheidung muss für sich stehen können. Ein Verweis auf leere Kassen reicht nicht. Weil Entscheidungen so nicht gefällt werden. Sie werden einzig und allein in einem Abwägungsprozess gefällt. Danach, was wichtig ist und was nicht. Das Orchester ist dem Senat nicht wichtig. Das ist alles.