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Eine Feministin wird 65Frau Schwarzer und der Sex

Sie ist die Grande Dame des deutschen Feminismus. Doch jüngere Frauen kritisieren Alice Schwarzers völlige Verdammung von Pornografie und Prostitution.

PorNO statt PornYo - Frau Schwarzer bleibt lieber anständig. Bild: dpa

Alice Schwarzer wird am Montag 65 Jahre alt - und ist immer noch kampagnenfähig. Landauf, landab spricht man über Prostitution und Pornografie, ihre beiden großen Themen in diesem Jahr. Sie kämpft weiter, Deutschlands Vorzeigefeministin, die schon viel ausgehalten hat: von Beleidigungen wie "Miss Hängetitt" aus den Siebzigerjahren bis zu den dümmlichen Witzchen eines Thomas Gottschalk wie neulich bei "Wetten, dass...". Hartnäckig und schlagfertig hat sie dieses Dauermobbing pariert.

Dadurch ist sie zu einer Art Celebrity geworden, die in Talkshows und Ratesendungen sitzt und mittlerweile auch fragwürdige Allianzen eingeht, wenn es der Popularität dient. So trommelte sie für die CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel, auch wenn deren frauenpolitische Ambitionen begrenzt sind. Zuletzt warb sie sogar für die Bild-Zeitung, obwohl aus der immer noch der Sexismus trieft. Das diene alles der Sache der Frauen, verteidigte sie sich.

So einfach ist es in Alices Welt: für oder gegen "die Frauen". Selten werden die zu einem so einheitlichen Subjekt wie unter Schwarzers Fittichen. In ihrer Zeitschrift Emma wirken deshalb allzu oft alle Frauen wie Opfer und alle Männer wie Täter. Beim Lesen der Emma gewinnt man zudem den Eindruck, dass "die Frauen" nur eine Meinung haben: die Alice Schwarzers. Und das macht einigen Frauen, deren Vorkämpferin sie doch sein möchte, die Gratulation etwas schwerer.

Schon im Jahr 2000 schrieb die Grüne Jugend in einem offenen Brief an Schwarzer: "Junge Frauen können mit Diskussionen, die Frauen in erster Linie als Opfer von männlich geprägten Strukturen verstehen, nichts mehr anfangen." Und die Autorin Thea Dorn, die in ihrem Buch "Die neue F-Klasse" den Feminismus modernisieren möchte, sieht "unübersehbare Differenzen" zwischen ihrer Generation und "dem klassischen Siebzigerjahre-Feminismus".

Interessanterweise tauchen die größten Probleme, die andere Feministinnen mit Schwarzer haben, regelmäßig beim Thema Sexualität auf, dem einen der Lieblingsthema von Alice Schwarzer.

So legte sie diesen Herbst ihre "PorNO"-Kampagne aus den späten Achtzigerjahren wieder auf. "Pornografie ist Gewalt" hieß es auf dem Emma-Titelbild im September 2007. Pornoliebhaberinnen wundern sich: Denn Alice Schwarzer definiert Pornografie einfach um. Pornografie ist nicht die "grobe Darstellung des Sexuellen", wie etwa das Strafrecht sie definiert. Bei Schwarzer heißt es stattdessen, Pornografie verknüpfe "sexuelle Lust mit der Lust an Erniedrigung und Gewalt".

Aber was ist dann der normale Porno? Der ist irgendwie eingemeindet in die neue Definition. Im selben Text nämlich spricht Schwarzer anklagend von den Millionen von Pornoseiten, die sie im Internet findet. Nach ihrer Definition müssten die alle frauenverachtend oder gewalttätig sein. Dabei genügt ein kurzer Blick ins Netz, um zu sehen, dass da jede Menge Normalo-Sexseiten darunter sind.

"Man kann diese Dinge nicht über einen Kamm scheren", meint der Präsident der Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung, Jakob Pastötter, "sonst tut man vielen Leuten Unrecht". "Ganz normale Männer und Frauen" benutzten Pornos als Stimulanz, die wolle er nicht kriminalisieren, wie es mit einer neuen "PorNO"-Kampagne leicht passieren könne, meint der Forscher. "Und für den Porno gilt nun mal: Erlaubt ist, was beiden gefällt." Dazu könne gehören, dass Frauen und Männer masochistische Szenarien mögen. "Ein solcher S/M-Porno wäre nach der ,PorNO'-Definition aber schon ein Ding der Unmöglichkeit", sagt Pastötter.

Die Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch, die sich viel mit pornografischen Filmen beschäftigt hat, will das Probleme der erniedrigenden Pornos nicht leugnen. "Es ist wichtig, dass wir über Frauenhass in Pornografie sprechen", sagt sei und hält deshalb öffentlichen Kampagnen für sinnvoll. "Aber den Ruf nach einer Zensur, den ich bei Schwarzer immer heraushöre, sollten wir uns sparen", fügt sie hinzu.

Eine gesellschaftliche Debatte halten Pastötter und Koch für überfällig. Aber eine Verteufelung des Ganzen, wo man vielleicht nur bestimmte problematische Entwicklungen meint, stößt nicht nur in der Fachwelt auf Unverständnis, sondern ebenso bei jüngeren Frauen: "Womit ich überhaupt nichts mehr anfangen kann, ist dieser Hass auf Pornografie", sagt Fernsehmoderatorin Charlotte Roche in Dorns Buch. "Die Frau, die eine selbstbewusste Sexualität hat, fühlt sich bei den Sachen, wo die Feministin sofort ,erniedrigend' kreischt, nicht erniedrigt." Und die Schriftstellerin Tanja Dückers meint, dass Schwarzers Anliegen zwar sinnvoll, ihre Methoden aber "zum Teil antiquiert" seien. "Man kann nicht mehr einfach ,PorNO'-Aufkleber verteilen."

Es ist diese geradezu viktorianische Herangehensweise, die viele jüngere Feministinnen abschreckt. Doch Alice Schwarzer gemeindet auch diese jüngeren Frauen gern in ihr Freund-Feind-Schema ein. So findet sich im Antipornografie-Dossier der Emma ein Text der SZ-Autorin Meredith Haaf, in dem sie sich kritisch mit der erotischen Selbststilisierung junger Frauen auf der Internetplattform Myspace auseinandersetzt. Meredith Haaf versteht sich als Feministin, ihr Buch "Wir Alpha-Mädchen" erscheint im Frühjahr. Aber mit der "PorNO"-Kampagne möchte sie nichts zu tun haben. "Ich wusste nicht, dass mein Text Teil einer Antipornokampagne werden sollte. Da passt er nämlich nicht hinein. Ich bin pro Porno und nicht gegen Porno", sagt sie.

Der weibliche Körper steht auch bei Schwarzers zweitem Lieblingsthema im Mittelpunkt: der Prostitution. Anfang des Jahres erschien in der Emma wieder einmal ein großes Dossier dazu. Prostituierte sind für Alice Schwarzer Frauen, die ein Mann kaufen kann "wie eine Ware". Dass sie selbst sich auch als Dienstleisterinnen und sich damit durchaus als Subjekte sehen, ist damit undenkbar. Vielmehr folgt aus dieser These, dass Prostitution ein "Verstoß gegen die Menschenwürde" sei. Ein Verstoß gegen die Menschenwürde würde bedeuten, dass ein Grundrecht verletzt wird. Folglich müsste man Prostitution verbieten. Will sie das? So klar mag Schwarzer das nicht sagen. Vielleicht ahnt auch sie, dass man damit die Probleme der Prostituierten nicht löst, sondern durch die Illegalisierung neue schafft.

Aber was will sie stattdessen sagen? Die schlechten Arbeitsbedingungen der Prostituierten, die sozialen Zwänge, in denen sie leben, die oft reichlich verdinglichte Sprache der Freier, die sich nicht darum scheren, ob die von ihnen besuchte Frau eventuell zur Prostitution gezwungen wird - all dies sind durchaus skandalöse Zustände. Bei Schwarzer aber bebildern sie ihre These von der Verderbtheit der ganzen Sache. Es sind nicht einzelne Freier oder Zuhälter, die gegen die Menschenwürde verstoßen, es ist die Prostitution an sich.

"Sie stellt nur die eine Seite der Prostitution dar," meint die Pressereferentin des Sozialdienstes katholischer Frauen, Claudia Steinborn. Der Sozialdienst betreibt in Dortmund und weiteren Städten Ausstiegsprojekte für Prostituierte. "Wir sehen durchaus auch das Elend der Straßenprostitution oder das Problem der Opfer von Menschenhandel. Aber es gibt eben auch die selbstbewusste Prostituierte, die in diesem Beruf arbeiten will." Schwarzer aber meint: "Die von der Hurenbewegung propagierte (…) Grenze zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Prostitution ist künstlich." So wird unversehens die Zwangsprostitution zum Prototyp der Prostitution: Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 würden 40.000 zusätzliche Prostituierte erwartet, geisterte durch die Medien. In der Emma wurden daraus "40.000 Zwangsprostituierte".

Der Dachverband der Hurenberatungsstellen ist davon überzeugt, dass Prostitution auch ein Beruf sein kann, wenn auch in einem extrem schwierigen Milieu. Und das sagten sie auch, wenn die Emma bei ihnen anrief. "Unsere Zitate sind dann oft so wiedergegeben worden, dass wir uns nicht mehr wiedererkannt haben. Wir haben daraufhin beschlossen, der Emma bis auf weiteres keine Interviews mehr zu geben", so Steinborn. In der Emma heißt es zu diesem Sachverhalt, der Dachverband sei "pro-Prostitution" und "diktiere" diese Haltung allen Mitgliedern. "Aufgrund der kritischen Berichterstattung" der Emma habe er ein "Kontaktverbot" beschlossen.

Es ist eine gewisse Feindlichkeit gegenüber verbotenen Gelüsten des weiblichen Körpers, der bei der Behandlung dieser Themen immer wieder aufscheint. Und diese Haltung scheint die Scheidelinie zu den jüngeren Feministinnen zu markieren. "Auf den Körper reduziert zu werden" galt lange Zeit als Abwertung der Frau. Die Romanistin Barbara Vinken, die mit ihrem Buch "Die deutsche Mutter" eine der wichtigsten Analysen zum deutschen Frauenbild verfasst hat, sieht darin eine Nachwirkung eines modernen Subjektbegriffs, "der Frauen aufgrund ihrer sie angeblich ganz bestimmenden Geschlechtlichkeit aus der öffentlichen Sphäre verbannt". Nur wer diesem Schema folgt, kann in der Körperlichkeit der Frau eine Bedrohung sehen und muss panisch darauf bedacht sein, nicht auf diesen "reduziert zu werden". Dass ein weibliches Subjekt mit seinem Körper und seiner Geschlechtlichkeit in der Öffentlichkeit spielt, daraus gar Kapital macht, sieht Schwarzer als Rückfall in die vom Mann zugewiesen Position. Vielleicht war das der Grund, warum sich Schwarzer von Verona Pooth, so provoziert fühlte.

"Alice Schwarzer ist ein Symptom für den deutschen Kontext. In der deutschen Debatte herrscht immer noch der männliche Geist über den weiblichen Körper", meint Vinken. Weshalb Alice Schwarzer ihr Heil in der Verleugnung der weiblichen Gelüste suche. In Frankreich und in den Vereinigten Staaten sei die Diskussion um die Differenz zwischen den Geschlechtern schon weiter.

So manche junge Feministin scheint ein anderes Konzept von Körperlichkeit zu haben, als es Schwarzer in ihrer Zeit möglich war. Nicht nur das spricht dafür, dass heute eine neue Generation die Staffel zu übernehmen. Eine Generation, die eine neue Antwort auf die Frage nach dem kleinen Unterschied findet.

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9 Kommentare

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  • M
    Mazza

    Ich finde den ewigen rundumschlag gegen Alice Schwarzer inzwischen sehr abstumpfend. Was pornographie/prostitution betrifft, ich teile die auffassungen von A. Schwarzer .

    Leider haben sich angesichts zunehmender profitgetriebener und verrohender pornografisierung unserer kultur (u.a. internet) die menschen auch daran gewöhnt , d.h. viele scheinen diesen themen gegenüber desensibilisiert zu sein.

     

    Was tun denn junge feministinnen gegen die verrohung v. pornografie/kinderpornografie, frauenhass etc.?

    Wie sehen denn hier überhaupt die aktionen aus?

     

    Ich glaube, die jungen frauen wissen überhaupt nicht, was in dieser szene alles so los ist. Gleiches gilt für die prostitution.

    Ich kann mir kaum eine frau vorstellen, die diesen job mit `genuss` ausübt, wenn sie täglich mind. 1o und mehr männer ` bedienen ` muss. Hier geht es nicht einfach mal nur um kaffee oder tee kochen ... Niemand fragt wirklich nach den psychischen/physischen gegebenheiten, die diese frauen ausgesetzt sind.

    Es ist nun einmal so, daß in diesem geschäft überwiegend Männer die kontrolle über die ware `mensch/frau` haben. Sie sind die eigentl. nutzniesser, profiteure und bestimmen über ihre ware `frau`.

     

    Und was heisst eine neue form der körperlichkeit? daß ich mich als frau wie in feuchtgebiete öffentlich mit einer fäkaliensprache überschütten muss, um gehör zu finden? Soll das befreiung von zwängen sein?

     

    Ich glaube kaum, daß A. Schwarzer und die vielen feministinnen und frauen, die ihrer meinung sind (und das sind eine ganze menge) sexualfeindlich sind.

    Tut mir leid, aber mit dem `neuen feminismus` auf kurs à la Roche u.a. kann ich als feministin nichts anfangen. Das ist mir viel zu unpolitisch!

  • M
    mann

    erstmal herzlichen glückwunsch zum 65 geburtstag, frau schwarzer

     

    ich kenne wenig vom schaffen der frau, kann aber ihren standpunkt zum thema porno verstehen. es gibt mitlerweile unzählige frei zugängliche pornoseiten im netz, die sind recht bildend.

    cumshot zum ersten, zweiten dritten. wer kann am lägsten. sehr langweilig und vollkommen unerotisch.

    ich denke, es ist sehr schwer, einen guten sexfilm zu drehen, einen flim, in dem das rüberkommt, was sex ausmacht. ich hoffe, das entweder eines tages ein wirklich einfühlsamer filmschaffender mensch einen sexfilm dreht oder ich dieses machwerk finde, sollte es schonexistieren. das, was ich bisher an sexfilmen gesehen habe, befindet sich auf einem solch tiefem niveau, dort geht es nur um das mechanische. kaum ein film, der versucht, die stimmung einzufangen, keiner, der es schaft, das wieder zu geben, was im inneren der menschen vorgeht.

     

    pornos sind filme, die es schaffen, z.B. das arbeiten eines künstlers wie das eines anstreichers wirken zu lassen.

     

    wogegen ich mich wehren möchte, ist die einstellung, das porno gewalt nur gegen frauen ist. porno ist gewalt gegen menschen. ich bin keine fick- und abspritzmaschine. männer, die frauen wie gummipuppen sehen, hatten, provokant gesagt, niemals im leben guten sex. leider habe ich diesen irrglauben auch bei frauen erlebt.

     

    doch vielleicht liegt das problem an einer ganz andern stelle: dem glauben ans messbare, der verachtung, denen gefühlen an sich in unserer gesellschaft entgegen gebracht werden, auch den eigenen.

  • J
    jana

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    warum lassen sich die frauen die lippen aufspritzen, die brüste vergrößern...usw. alles nur für die männerwelt, ..übermittelt durch die medien usw., wie eine frau auszusehen hat. und wer sitzt quasi hinter den medien ...die männerwelt. schon traurig, wenn man sich mal so überlegt, daß für des männers spaß,- dem fußball, noch zusätzlich 40.000 prostituiert angeheuert wurden. fußball, bier und frauen die alles machen, was will die männerwelt mehr. ohje. irgenwie haben wir frauen einen rückschritt gemacht in den letzten 20 jahren. wir waren doch schon mal weiter. es hatten sogar die männer vor langer zeit schon einmal respekt vor uns. ehrlich gesagt, hab ich keinen respekt mehr vor den frauen. alles lassen sie mit sich machen, unterwerfen sich, lassen sich benutzen und meinen, sie sind jetzt frei und selbstbewußt. ohmei ohmei, das macht mich wirklich sehr traurig. frau schwarzer ich bewundere sie sehr, auch wenn ich 25 jahre jünger bin wie sie. falls sie dies lesen sollten, wünsche ich ihnen alles gute zu ihrem 65. geburtstag. alles liebe

  • TF
    Thomas Fuegner

    Alice Schwarzer verlangte in der NZZ am 22.10. von den Frauen: "...dann sollten die jungen Frauen Männer nicht länger manipulieren, sondern sie auch wirklich ernst nehmen." und: "Schluss mit der Jammerei" Und sie liest sich nicht mehr ganz so männerverachtend wie früher: Gut gefallen hat mir Titel und Ansage "...dann sollten die jungen Frauen Männer nicht länger manipulieren, sondern sie auch wirklich ernst nehmen."

    Das ist ein Schritt auf uns Männer zu.

    Falsch, gefährlich falsch ist Frau Schwarzer noch immer, wenn sie Generationen- und Geschlechterunterschiede ignorieren will. "Was heisst denn schon Weiblichkeit oder Männlichkeit? Das sind doch Schubladen, aus denen wir uns eigentlich gerade befreien." Wie gefährlich falsch, wie faschistisch diese Ansicht ist, zeigt die Geschichte, auf die sich der ganze Gender- Mainstream und der Feminismus beruft: (MUSS man einfach gelesen haben)

    Oder in der FAZ.

    Oder: David / Bruce Brenda, Reimer bei Wkipedia. Gänsehautgarantie!

    Frauen und Männer - wir sind dreißig Jahre lang als Folge eines kriminellen Menschenexperimentes, das den Vergleich mit den Menschenversuchen der NS- Zeit nicht zu scheuen braucht, systematisch von Frau Schwarzer belogen worden!

  • KS
    Karin Schubert

    Die taz ist ja nicht gerade bekannt für ihr feministisches Engagement. Da müssten sie, Frau Oestreich, sich doch dort pudelwohl fühlen. Haben sie es trotzdem noch nötig Frau Schwarzer so unqualifiziert zu analysieren? Ihre journalistisch trübe links-alternative Heimat bei der taz müsste Ihnen doch genug stickige Brutwärme bieten, um das Thema komplett auszublenden und nicht mehr zu behandeln.

  • N
    Normalo

    Liebe taz-Redaktion,

     

    auch ich bemerke bei Frau Schwarzer eine gewisse Schwarz-Weiß-Denke, und ich stimme in der Sache mit dem Artikel von Frau Oestreich weitgehend überein. Allerdings finde ich es fehl am Platze, den 65. Geburtstag von Frau Schwarzer auf diese fast ausschließlich negative Weise zu würdigen.

     

    Selbst mir als vergleichsweise stockkonservativen Mann aus Verhältnissen, in denen die berufstätige Frau immer noch eher die Ausnahme als die Regel ist imponiert diese Kämpferin für eine immer noch nicht abgeschlossene Emanzipation über alle Maßen. Alice Schwarzer hat mehr als fast alle Anderen für das öffentliche Bewusstsein gesorgt, das es den "Postfeministinnen" heute überhaupt erst ermöglicht, so selbstverständlich emanzipiert aufzutreten, wie sie es tun. Ohne ihren harten, kämpferischen Feminismus hätte z. B. Eva Herman ihren Job nicht wegen ihrer Bücher sondern schon viel früher wegen ihrer Tochter an den Nagel gehängt. Ihre Bücher hätte sie schon deshalb nicht geschrieben, weil ihr Familienbild keinerlei Aufregung hervorgerufen hätte.

     

    Mit anderen Worten:

    Alice Schwarzer hat ihren Platz als "Ikone" redlich verdient. Dass sie in der heutigen Welt inhaltlich etwas überholt wirkt, gehört zu ihren größten Verdiensten.

  • JM
    J.O. Mantel

    Alice Schwarzer ist ein Fossil. Ihr Feminismus definiert ihr PRO-FRAU hauptsächlich aus einem ANTI-MANN und scheint einem Schwarz-Weiss-Denken verhaftet, dass dem eines George Bush nicht ganz unähnlich ist. Sie bekämpft eine Achse des Bösen, die aus Teilwahrheiten und vor allem ihren eigenen inneren Feindbildern konstruiert ist. Es ist ebenso unreflektiert und falsch alle Männer als Täter zu betrachten, wie manch Andere alle Ausländer als kriminell bezeichnen. Es ist eine Art Rassismus eine bestimmten Teil allein aufgrund ihres Geschlechts in Sippenhaft zu nehmen.

    Man stelle sich nur mal vor Alice Schwarzer wäre als Mann geboren worden. Gegen wen wäre sie dann wohl zu Felde gezogen? Ihr sogenannter Feminismus scheint mir eine Art Glaubensersatz der das eigentliche Thema nicht mehr differenziert zu betrachten vermag. Es gilt nur die Ungläubigen zu bekehren und oder zu bekämpfen.

     

    Wer die heutige Gesellschaft betrachtet, merkt wie verstockt und ignorant eine Position ist, die wie besessen Themen beharkt, die schon längst nicht mehr der aktuellen Realität entsprechen. Porno ist "in". Porno ist ein Teil der Pokultur geworden. Meiner Meinung nach ist das auch wirklich keine Entwicklung zum Guten, aber es kann keiner behaupten, dass Britney Spears, Madonna oder Christina Aguilera von einem männlichen Management dazu gezwungen wurden, sich in Pornografischen Posen zu präsentieren.

    Es scheint doch vielmehr ein Ausdruck eines neuen weiblichen Selbstbewusstseins den Körper stolz in seiner Weiblichkeit zu präsentieren und sich den agressiven Part der Sexualität zu erobern. Das das ganze vielleicht nebenbei auch eine clever gestrickte Marketing -Kampagne ist scheint eben zu einer Endkapitalistischen Gesellschaft zu gehören.

    Nichtsdestotrotz ist Porno schon längst nicht mehr das, was er wohl in den Siebzigern noch gewesen ist. Ich finde Verona Pooth ebenso abstossend wie Frau Schwarzer es wohl tut, aber es ist eben Frau Pooth selbst, die ihren Körper zu Markte trägt und kein böser Mann im Hintergrund zwingt sie dazu.

    Was Frau Schwarzer wirklich fehlt, scheint eine gewisse Selbstreflektion zu sein, die auch mal die eigenen Positionen in Frage stellt, um sie mit der Realität abzugeleichen. Sicher gibt es bestimmt auch noch reichlich Zwangsprostitution und schlimme Dinge die Frauen zugefügt werden, aber dann sollte man sich doch auf solche Bereiche konzentrieren und nicht seine Zeit mit PorNO-Kampagnen verschwenden.

    Die Darstellung expliziter Sexualtität ist schon so alt wie die Menschen fähig waren, Dinge aufzuzeichnen. So etwas verbieten zu wollen, erinnert wirklich verdächtig an religiösen Fundamentalismus.

  • CJ
    Cathy Joritz

    Porn Wenn Alice Schwarzer Porn als "sexuelle Lust mit der Lust an Erniedrigung und Gewalt" definiert, macht sie bereits eine klare Unterscheidung zwischen Porn und Erotik. Erotik, im Gegesatz zu Porn, erzeugt Lust nicht in Zusammenhang mit "Erniedrigung und Gewalt". Diese ist eine wichtige Unterscheidung und nicht schwer zu verstehen.

     

    HEIDE OESTREICHs Behauptung, dass "ein kurzer Blick ins Netz genügt, um zu sehen, dass da jede Menge Normalo-Sexseiten darunter sind" entspricht eine unglaubliche Naivität, die nicht zu ernsthafte Journalismus passt. Denn eine oberflächliche Internet-Suche wird nicht die grausamen Seiten der Porn Industrie und privat Porn offenbaren, über die Alice Schwarzer spricht. Der "kurzer Blick ins Netz" ist vielleicht vergleichbar mit der Erotik Laden an der Ecke: the torture porn, the snuff films, and the Kinder Porn sind TIEFER VERSTECKT im Laden zu finden, NOT out in the open.

     

    Frau Oestreich schreibt "In ihrer Zeitschrift Emma wirken deshalb allzu oft alle Frauen wie Opfer und alle Männer wie Täter." WIRKEN????? Frauen SIND allzu oft Opfer und Männer allzu oft Täter! Diese ist keine Schwarzer-Erfindung sondern Tatsache, die sich über die ganze WELT und fast jeder Kultur erstreckt! Ich wünsche, dass Heide Oestreich "ein kurzer Blick" auf die World Health Organization Webseite werfen würde. Hier, WHO zitiert:

     

    Most studies on violence against women indicate that

     

    * the perpetrators of violence against women are almost exclusively men;

    * women are at greatest risk of violence from men they know;

    * women and girls are the most frequent victims of violence within the family and between intimate partners

    * physical abuse in intimate relationships is almost always accompanied by severe psychological and verbal abuse;

    * social institutions put in place to protect citizens too often blame or

    * ignore battered women.

     

    Und wie wäre es, wenn sie einen Blick auf der Human Rights Watch Webseite werfen würde? Dort wird berichtet:

     

    "Abuses against women are relentless,

    systematic, and widely tolerated, if not explicitly condoned. Violence and

    discrimination against women are global social epidemics..."

     

    I repeat: GLOBAL SOCIAL EPIDEMICS! Frau Schwarzer weisst, worüber sie spricht/schreibt.

     

    August 29, 2006, nachdem eine 11 Jährige von zwei Grundschülern vergewaltigt worden ist (Schweiz), berichtete eine Zeitung in der Schweiz:

     

    "Schweizer Experten berichten, dass in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme sexueller Übergriffe durch Kinder oder Jugendliche auf andere Kinder zu beobachten sei. Alarmierend sei, dass die Täter zum Teil sehr jung seien."

     

    Hmmm... könnte vielleicht der Porn-Konsum von Jungs etwas damit zu tun haben? Ich habe eine Idee: Lass uns einfach tatenlos abwarten, wie unsere Welt aussieht nachdem Generationen sehr junge Menschen das Frauen- und Männer-Sexualverhalten verinnerlichen, das in Porn vermittelt wird...

    Diese wird, glaube ich, eine Welt, die "viele jüngere Feministinnen" sich kaum vorstellen können.

     

    Frau Oestreichs Angriff auf Schwarzers angewendeten Begriff "Zwangsprostituierte" finde ich auch seltsam naive. Glaubt sie wirklich, dass Prostituierte eine grosse Auswahl an Karrier-Möglichkeiten haben, sich aber dann für die Prostitution entschieden?? Kann sie oder die zitierte Frau Steinborn sich vorstellen "selbstbewusst" diese "Dienstleistung" nachzugehen? Ist es wirklich vorstellbar, dass es Tausende und Millionen von Frauen gibt, die diesen "Beruf" glücklich nachgehen? Oder sind die "Selbstbewussten" eher die Frauen, die an einem dunnen Strang Stolz noch hängen ? denn was bleibt ihnen übrig? Wie sollte man sonst das Gesicht bewahren, der "Beruf weiter machen?

     

    Nochmal, laut the World Health Organization:

     

    * Forced prostitution, trafficking for sex and sex tourism appear to be growing. Existing data and statistical sources on trafficking of women and children estimated 500,000 women entering the European Union in 1995.

     

    (Leider - und warum? - gibt es keine neue Statistik auf WHO's Webseite. Aber wir wissen alle, dass die Weltbewolkerung sich immer mehr in "reich" und "arm" spaltet. Stellen sie sich vor, wie die Statistiken heute aussehen...!)

     

    Schließlich möchte ich meine fassungslose Enttäuschung über Frau Oestreich und die TAZ äussern, die den 65 Geburstag von Alice Schwarzer als Angriffs-Gelegenheit misbrauchen. SHAME ON YOU! Ich finde, als Amerikanerin, dass es dieser Art destruktive und böswillge Kritik, gerichtet an gerade die Menschen, auf die Deutschland stolz sein sollte, dass Deutschland daran hindert ein wirklich grosses Land mit grosse Werte, zu werden. Schäbbiger kann's kaum werden, als eine so grösse Frau, wie Alice Schwarzer, anlässlich ihren GEBURTSTAG, schlecht zu machen und als "alte Eisen" abzustempeln. Aber das passt zu sexistische Einstellungen: "alte" Frauen sind eh wertlos!

     

    Ich bin sehr dankbar dafür, dass es eine Alice Schwarzer gibt. Sie wackelt nicht in ihrer Wertvorstellungen, sie hält immer die Menschenrechte im Vordergrund, sie kämpf dafür und zwar ihre lebenlang. How many people - women - anyone - do any of us know who are willing to do that???

     

    To Alice Schwarzer: Thank you for everything, I love you, I respect you, keep fighting and most of all HAPPY BIRTHDAY!!!!

  • K
    katsu

    Eine kleine Tatsache lässt Frau Schwarzer ihren Statements zu Sexualität, Pornografie usw. stets außen vor: Sie ist lesbisch (Nachzulesen in der hervorragenden Biografie von Bascha Mika). Das an sich ist natürlich völlig ok, aber ich frage mich schon, ob eine Lesbe heterosexuelle Handlungen bzw deren Darstellung überhaupt positiv beurteilen kann. Ich für meinen Teil habe relativ viele homosexuelle Freunde, mein Bruder ist schwul, für mich ist Homosexualität etwas völlig normales -dennoch finde ich die Darstellung von Sex zwischen Männern eher abtörnend. Finde ich auch nur logisch, denn schließlich bin ich halt eben hetero. Vielleicht gehe ich ja hier ein wenig zu sehr von mir selbst aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass es Frau Schwarzer ähnlich geht. Vielleicht kann sie sich bestimmte Sexualpraktiken (in diesem Fall halt dann heterosexuelle) einfach nicht als anregend vorstellen, bzw einfach nicht begreifen, warum Frauen diese mögen. Und nachdem Frau Schwarzer leider manchmal zu einer etwas undifferenzierten Sichtweise neigt, liegt es ihr wahrschienlich nahe, das für sie nicht nachvollziehbare zu verteufelen...