: Einblick (604)
Kyun-Chome, Kunstkollektiv
Welche Ausstellung in Berlin hat Euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Am besten hat uns eine Tour von afrikanischen Flüchtlingen rund um das Kottbusser Tor gefallen. Das war besser als jede Kunstausstellung in Berlin. Die Tour visualisiert ein Erscheinungsbild der Stadt, das man sonst nicht sieht.
Welches Konzert oder welchen Klub könnt Ihr empfehlen?Die besten Parties gibt es im New York 59. Ein sehr cooler Ort. Wir waren auch bei einem tollen Punk Rock Konzert im squatter Park neben dem Kunstquartier Bethanien. Bei solchen Parties kommt in Japan nach fünf Minuten immer schon die Polizei und verhaftet die Leute.
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Euch zurzeit durch den Alltag?Das Erect Magazine verfolgt weltweit die alternative Punk Szene. Dort waren wir mit einem ausführlichen Interview und einem Feature über unsere Arbeiten vertreten, was uns sehr gefreut hat.
Was ist Euer nächstes Projekt?Wir beschäftigen uns mit der Beziehung zwischen Flucht und Leben. Unserer Einschätzung nach besteht die Geschichte der Menschheit immer wieder daraus zu fliehen, um leben zu können. Unser nächstes Projekt wird sich damit beschäftigen. Nach unserer Rückkehr nach Japan werden wir neue Arbeiten ausstellen, die in Berlin und Chernobyl entstanden sind.
Das Kollektiv Kyun-Chome (Eri Honma und Nabuchi) gründete sich 2011. Im Zentrum der Arbeit stehen Flucht, Atomkraft und Selbstmord, so auch 2015 bei "ain't got time to die" im Raum der Komplizen. 2014 ausgezeichnet mit dem Taro Okamoto Award für zeitgenössische Kunst.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Euch am meisten Freude?In Berlin haben uns die Hunde gefallen, die smarter als die betrunkenen Leute schienen. Wir waren auch beeindruckt, dass Obdachlose hier in Cafés kommen, um nach Geld oder Essen zu fragen. In einem Park hat ein muslimischer Flüchtling seine Kleidung ausgebreitet und darauf gebetet...Keine dieser Szenen hätten wir in Japan so gesehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen