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Ein schönes Wochenende für die Eisbären

Im Sonntagsderby der DEL schlagen die Eisbären in der vollen Deutschlandhalle die Capitals mit 4:0

Schon seit einiger Zeit haben sich die Vorzeichen im Berliner Eishockey verkehrt. Der arme Club kommt aus dem Westen, der reiche aus dem Osten. Während die Eisbären das Privileg des Unrerprivilegiertseins schon lange verloren haben, sind die Capitals zum belächelten Armenhaus der Liga verkommen.

Das Team wurde nur als mäßig konkurrenzfähig bezeichnet, hat aber inzwischen acht Erfolge einfahren können. Ganz anders die Eisbären: Nach hervorragendem Saisonstart geriet das Team gehörig ins Straucheln und bewegte sich vor dem Berliner Derby in denselben Tabellenregionen wie der Konkurrent aus dem Westen.

Bislang hatten sich die Beobachter gefragt, ob es überhaupt sinnvoll war, die Capitals vor dem Lizenzentzug zu retten, wenn sich sowieso kaum jemand für die Mannschaft interessierte. Seit Sonntagabend stellt sich das anders dar: Zumindest was die Zuschauerzahl betrifft, kann man von einer Wiederbelebung des Westberliner Eishockey sprechen.

7.200 Gäste fanden sich in der Deutschlandhalle ein. Die Fans begannen sich schon mehr als eine Stunde vor Spielbeginn einzusingen, und auch die Spieler schienen heiß auf die Begegnung zu sein. Schon in der zweiten Spielminute gab es eine erste kleine Rauferei. Die Capitals schienen das Spiel zu bestimmen, vor allem weil die Eisbären Strafzeit um Strafzeit abzusitzen hatten. Doch nach dem 0:0 im ersten Drittel drehten die Eisbären so richtig auf. Steve Walker, Sven Felski und Keith Aldridge tauchten nacheinander vor dem Capitals-Tor auf, scheiterten jedoch. Erst ein Stockstich von Vyacheslav Fanduls verhalf den Einsbären dann zur Führung. Drei Minuten durfte der EHC in Überzahl spielen. Walker und David Roberts nutzten dies und schossen ihr Team in Führung (36. und 37. Minute). Nun sangen die Eisbären-Anhänger ganz laut von ihrem Hass auf „Westberliner Schweine“, und im Schlusssdrittel fand die Ost-Party im Westen ihre Fortsetzung, als Jeff Tomlinson(48.) und Steve Larouche (56.) auf 4:0 erhöhten.

Für die Eisbären war es ein rundum gelungenes Wochenende. Erst hat man am Freitagabend den sogenannten „Fluch“ von Hohenschönhausen überwunden – das 4:3 nach Penaltyschießen gegen Hannover war der erste Sieg nach vier Heimniederlagen in Folge. Und dann bewegt man sich nach dem 22. Sieg im Derby wieder zart mehr nach vorn als nach hinten. Den Fans der Capitals dagegen bleibt heute nichts als die Erinnerung an eine endlich einmal gut gefüllte Deutschlandhalle.

ANDREAS RÜTTENAUER

Berlin Capitals – Eisbären Berlin 0:4 (0:0,0:2,0:2)

Tore: 0:1 Walker (35:39), 0:2 Roberts (36:13), 0:3 Tomlinson (47:22), 0:4 Larouche (55:12)

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