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Archiv-Artikel

kommentar Ein sauberer Schnitt

Erleichterung – und das, obwohl das zweitgrößte Theater der Stadt dicht gemacht wird: Beklommen verklausuliert lässt Kultursenator Hartmut Perschau (CDU) die Schließung des Waldau-Theaters ankündigen, als wär’s ein Akt der Barbarei. Ist es aber nicht. Es ist ein Akt der Hygiene, schmerzhaft nur, weil er etwas kostet: Die Immobilie wurde einst mit öffentlichen Mitteln saniert, blieb aber Eigentum der Waldau-GmbH. Dieses Geld ist futsch. Aber: Das wird sich rechnen.

Boulevard und niederdeutsche Spielstätte, und das auch noch in Walle – auf dem Papier war das Waldau gut aufgestellt. Doch in Wirklichkeit war das Plattdeutsche allenfalls das misshandelte Stiefkind von Theaterchef Michael Derda. Und ob der Qualität seiner Evergreen-Nachspielungen flüchteten sich sympathisierende Rezensenten ins Nacherzählen. Dafür gönnte sich der Hausherr den Spaß eines ordentlichen Intendanten-Gehalts.

Eine Erfolgsmeldung wird die Mitteilung, beim Waldau-Theater sei „die wirtschaftliche Stabilität nicht mehr zu gewährleisten“ dadurch kaum. Im Gegenteil: Sie ist ein Geständnis. Im Fall Waldau haben Kulturverwaltung und -management über Jahre hinweg einträchtig versagt. Und würden’s am liebsten weiter tun. So kommt aus Perschaus Ressort zwar der instinktlose Vorschlag, die erfolgreiche Arbeit der Gröpelinger Kulturwerkstatt zu beenden – kurz nachdem Studien ihr einen überragenden Wert für den strukturschwachen Westen attestiert haben. Die Schließung der Waller Erblast aber erfolgt gegen den Willen der Kulturverwaltung: „Der Finanzsenator“, heißt’s weinerlich aus Perschaus Haus, habe sich „den Vorschlägen des Ressorts zum Erhalt der Einrichtung“ widersetzt. Ulrich Nußbaum also ist’s: Er schwingt das Skalpell, ein sauberer Schnitt – und das Furunkel ist fort. Besser ließ sich Bremens kulturelles Profil in diesem Fall nicht schärfen. Benno Schirrmeister