: Ein höchst überflüssiges Buch
betr.: „Der verratene Kanzler“
Uneinsichtigkeit ist das Privileg der Selbstherrlichen. So bleiben denn dem wenig geneigten Publikum auch Schröders gesammelte Eitelkeiten in Form seines aktuellen Memoirenbuches nicht erspart. Wer aber dachte, dass Ex-Kanzler Schröder kritisch Bilanz des eigenen Scheiterns ziehen würde, sieht sich nach dessen Äußerungen in seinen aktuellen Interviews anlässlich seiner Buchvorstellung getäuscht. Denn statt einmal darüber zu reflektieren, dass gerade seine Politik der Agenda 2010 und die den Geist des Grundgesetzes aushebelnden Hartz-Gesetze dem Niedergang des Mittelstandes und der explosiven Ausbreitung von Armut in unserem Lande den Weg bereitet haben, sucht „Basta“-Schröder die Schuldigen an seiner Niederlage bei den Gewerkschaften und den SPD-„Linken“.
Die von Schröder massiv gescholtenen Gewerkschaften, allen voran der DGB-Vorsitzende Sommer, müssen spätestens jetzt realisieren, dass diese SPD schon lange nicht mehr ihr Bündnispartner ist. Ebenso wenig wie die Yuppiepartei der Grünen, die FDP und CDU/CSU.
Wollen die Gewerkschaften als unverzichtbare Vertretung der Arbeitnehmerinteressen nicht weiter politisch ignoriert werden, müssen sie sich stärker als bisher der Neuen Linken öffnen. Und der Bürger als Konsument sollte Schröders Memoiren zum Ladenhüter werden lassen, damit dieser ewige Selbstherrliche nicht auch noch an seinem höchst überflüssigen Buch verdient.
HANS-JOACHIM VIEHL, Frankfurt am Main