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Ein guter Freund

■ Finanzexperte Herzog wird mexikanischer Präsident

El dedazo“, der Fingerzeig, mit dem der amtierende mexikanische Präsident seinen Nachfolger zu benennen pflegt, ist immer für eine Sensation gut. So auch diesmal. Völlig überraschend wurde der vor einem Jahr aus dem Amt des Finanzministers gejagte Jesus Silva Herzog zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 1988 und damit, voraussehbar, auch zum künftigen Präsidenten gekürt. Während frühere Präsidenten Mexikos vom Geld nur wußten, wie sie es schnell in die eigenen Taschen schaufeln konnten, ist Herzog ein profunder Kenner finanzieller Verwicklungen. 1982 hatte er in Zusammenarbeit mit dem IWF und auf dem Rücken des mexikanischen Volkes die drohende Pleite des Landes verhindert und sich in internationalen Finanzkreisen höchst beliebt gemacht. Als das Land 1986 wieder an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geriet, forderten vor allem USA und IWF als Gegenleistung für neue Kredite weitere Kürzungen im Sozialbereich und eine größere Öffnung Mexikos für ausländisches Kapital - unpopuläre Maßnahmen, gegen die Herzog zwar nichts einzuwenden hatte, mit denen ein künftiger Präsident aber natürlich nichts zu tun haben durfte. Er nahm flugs seinen Hut, um ein Jahr später wie Phönix aus der vermeintlichen Asche seiner politischen Karriere aufzuerstehen. Grund zum Feiern für den IWF und die internationale Hochfinanz. Sie wird ab Dezember 1988 im Präsidentenpalast von Mexico City einen guten Freund haben. Nichts Neues hingegen für die Mexikaner. Ihnen hat „El dedazo“ noch nie Glück gebracht. Matti Lieske

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