Wilhelm Tacke empfiehlt: : Ein großes K
Wer als pensionierter Alt-Achtundsechziger sich morgens gegen elf aus seinem Bette gewälzt, danach sein Müsli aus biologischem Anbau heruntergemümmelt, die taz gelesen hat und ihm danach nichts Revolutionäres einfällt, der schlüpfe in seine Jesuslatschen und unternehme mal etwas wirklich Alternatives: Er gehe in die Kirche. Empfohlen sei ihm dafür in Bremens Schnoorviertel die Propsteikirche St. Johann. Denn die wird gewöhnlich von lärmenden Touristen gemieden. Vor Dscharenden verkündete hier eine Führerin ihrer Gruppe: „Dieses ist die einzige katholische Kirche Bremens. Keine Angst! Wir gehen nicht hinein.“ Eigentlich schade, denn hier wird besagter Achtundsechziger bestimmt nicht gefragt, ob er wieder in die Kirche eintreten will, ja, er muss nicht einmal beten. Aber wenn er es schafft, dort ein Viertelstündchen oder gar länger zu verweilen, er sich also einfach in die Bank setzt, dem geheimnisvollen Lichtspiel der Sonne durch die bunten Fenster folgt, seine Blicke eventuell dem gotischen Christus im Chor zuwendet, der wird ganz still und schafft es u.U. komplett abzuschalten. Und er wird den einen Beter oder die andere Beterin beobachten können. Auch ausländische, die auf ihre Art beten, auf Knien rutschen, zur Madonna oder zum Hl. Antonius gehen und ihn berühren oder gar umarmen... Und unser Achtundsechziger wird u.U. staunend die Kirche verlassen und sich kopfschüttelnd fragen: „So etwas gibt es noch?“ Ja. Und zwar mitten in Bremen.
Fotohinweis:WILHELM TACKE ist Pressesprecher der Katholischen Kirche Bremen