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Archiv-Artikel

Ein bisschen „Intrigantenstadl“

Streit in Obervieland: Die Bürgerinitiative wirbt „für eine menschengerechte A 281“ und wehrt sich gegen die Wirtschafts-Lobby, die die Autobahn schnell durch die Wohnsiedlung schlagen will

Interview KLAUS WOLSCHNER

taz: Offenbar hat jemand dem Weser Kurier einen internen Vermerk aus dem Bundesverkehrsministerium zugespielt. Es geht um eine Autobahntrasse der A 281 quer durch ihr Wohngebiet hier in Obervieland. Wer spielt da welches Spiel?

Norbert Breeger, Sprecher der ‚Vereinigung der Bürgerinitiativen Obervieland/ Huckelriede für eine menschengerechte A 281‘:

Weiß ich nicht. Das hat was von Intrigantenstadl. Sollen die doch ihre Spielchen spielen. Wir wollen uns davon nicht abhalten lassen, unsere eigentliche Arbeit zu machen – vernünftige Alternativen zu suchen.

Die AnwohnerInnen der Wolfskuhlensiedlung in Obervieland lebten aber bisher in dem Glauben, dass sie noch ein paar Jahre Zeit haben, bis das mit der Autobahn konkret wird.

Bisher hieß es, vor dem Jahre 2015 würde es kein Geld dafür geben, aber die Bremer Planer wollten schon 2009 mit der Planung loslegen.

Das Geld soll es jetzt früher geben. Die Handelskammer behauptet, mit einer raschen Umsetzung des Bauabschnitts V, also der ebenerdigen Anbindung der A 281 quer durch die Wolfskuhlensiedlung an die A 1, würde dem Verkehr geholfen und auch den Anwohnern der Kattenturmer Heerstraße.

So einen Unsinn kann man nur schreiben, wenn man die Wohnsituation vor Ort nicht kennt. Da sollen vor der Haustür der Anwohner der Kattenturmer Heerstraße 12.500 Autos am Tag weniger fahren und 120 Meter hinter ihren Häusern geht dann eine Bundesstraße mit 30.000 Fahrzeugen durch. Welche Hilfe! Genau so absurd ist es, 2011 eine Autobahnabfahrt auf die Kattenturmer Heerstraße zu bauen, um sie wenig später nach Fertigstellung der Strecke nach Brinkum zu Verkehrs-beruhigen. Das ist wahre Nachhaltigkeit.

Bisher soll die Stelzenautobahn, die parallel zur Neuenlander Straße fast fertig ist, in den Arster Autobahnzubringer einmünden.

Ja, mit einer großen knotenartigen Autobahnabfahrt bei Huckelriede. Wenn die Autobahn unbedingt nach Arsten gehen soll, dann aber bitte durch einen Tunnel. Dazu gibt es gerade den runden Tisch.

Und der arbeitet still und effektiv?

Ja. Wichtig ist, dass man den runden Tisch in Ruhe arbeiten lässt. Es sind viele Fragen formuliert und Arbeitsaufträge verteilt worden. Das Zeit-Argument darf diesen Prozess nicht stören. Je mehr Fragen wir da einvernehmlich regeln können, desto weniger Betroffene werden später vor Gericht gehen. Das würde richtig Zeit kosten.

Jetzt kommt das Angebot des Bundes, den letzten Bauabschnitt Richtung Ikea/ Brinkum früher zu finanzieren?

Das schafft ganz neue Perspektiven. Man könnte das Angebot des Bundes nutzen, um eine ganz andere Alternative zu planen: Der provisorische Ausbau eines Autobahnknotens vor Huckelriede könnte gespart werden, das sind zig Millionen, die Autobahn könnte als Tunnel direkt unter der Landebahn-Erweiterung hindurch auf die A 1 in Brinkum geführt werden. Die Millionen-Entschädigungen für die Geschäfte, die verlagert werden sollen, könnten gespart werden. Die Autobahn-Abfahrt an die Kattenturmer Heerstraße könnte entfallen. Das ist die die verkehrspolitisch sinnvollste Lösung, die gleichzeitig die Menschen in Huckelriede und Obervieland vom Autobahn-Lärm verschont. Alle würden davon Vorteil haben.