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Ein Wald ohne Bäume

■ Stauraum Dreilinden wird vielleicht nicht aufgeforstet

Zehlendorf. Rein theoretisch war er immer ein Wald. Der Stauraum Dreilinden, der nach dem Mauerbau oberhalb des Kontrollpunkts planiert wurde, blieb planungsrechtlich eine Forstfläche. Nach der Maueröffnung wurde er nicht mehr gebraucht. Ob der Ex-Wald wieder Echt-Wald werden darf, ist trotzdem bis heute umstritten.

Zunächst hatte die grüne Umweltsenatorin Schreyer das Sagen: Sie wollte auf dem immerhin 2,5 Hektar großen Gelände einen internationalen Campingplatz unterbringen und auf diese Weise das wilde Zelten in den Wäldern unterbinden. Ihr erster Nachfolger Meisner faßte in seiner kurzen Amtszeit eine grünere Entscheidung: Der SPD-Mann beglückte seinen Zehlendorfer Wahlkreis mit dem Beschluß, auf dem Stauraum sollten die Bäume wieder wachsen.

Die Senatsbauverwaltung bereitet die Aufträge schon vor. Im späten Frühjahr sollen die Arbeiten beginnen: Der Asphalt wird aufgebrochen, Muttererde wird draufgepackt, dann sollen die Förster ihre Jungbäume pflanzen.

Sie sollten es. Mittlerweile ist mit dem CDU-Politiker Volker Hassemer ein neuer Umweltsenator am Ruder. Am Freitag beauftragte er seine Experten, noch einmal alle bekannten und denkbaren Vorschläge für die Zukunft des Stauraums zusammenzutragen. Dies geschehe, damit sich der Senator »ein Urteil bilden kann«, sagt Hassemers Sprecher Klaus Kundt.

Den Anstoß hatte ein Parteifreund von Hassemer gegeben. In Schreiben an den Bausenator und den Umweltsenator propagierte der Zehlendorfer Baustadtrat Ulrich Menzel eine eigene Idee: Der Stauraum solle zum Park-and- Ride-Parkplatz für etwa 1.100 Autos umgewidmet werden. Vor allem bei Smog-Alarm sei ein derartiger Parkplatz nötig, argumentiert Menzel. Dann müßten einreisende Fahrzeuglenker ihr Gefährt nämlich irgendwo am Stadtrand abstellen und mit der S-Bahn weiterfahren. Kein Zweifel, Menzel hat recht. Bei Smog-Alarm helfen Bäume natürlich nicht. hmt

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