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Ein Tag im Museum

■ Oder: Das Museum ist eine Fabrik, in der ein Tag produziert wird

Jeder Ausstellung geht eine mehr oder minder hektische Zeit des Aufbaus voraus. Diese Phase beinhaltet nicht nur die Installation der einzelnen Werke. Sie ist vielmehr die Bewährungsphase für Ideen, die vorher skizziert wurden. Oft erweist sich erst im Ausstellungsraum, daß vieles gar nicht realisierbar ist. Die Werke oder der Raum scheinen sich dagegen zu sträuben. Je vertrauter die Arbeit eines Künstlers, um so geringer ist das Risiko eine Fehlplanung. Die Werke eines Picasso oder Rodin lassen sich vorher studieren; ihre Raumwirkung läßt sich kalkulieren. Generell fällt es leichter, mit Gemälden, Zeichnungen oder Skulpturen zu operieren, weil sie – als sogenannte „autonome Werke“ – im gewissen Sinne ihren Raum mit sich tragen. Die Wechselwirkung mit dem Ausstellungsraum ist geringer als bei Installationen.

Ganz offensichtlich spiegelt diese Dramaturgie des Geschehens Eigenarten des Museums: Genauso wie es durch die weißen, neutralen Wände definiert wird, ist es durch Produktionsprozesse, bei denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist, und eine Präsentation, die von allen Merkmalen vorausliegender Arbeit bereinigt ist, gekennzeichnet. Während die Produktionsphase eine des Wandels und der Dynamik ist, gleicht die Präsentation einem Produkt. Während beim Aufbau angesichts der vielen wechselnden Ideen, Diskussionen, nächtelanger Arbeit die Zeit besonders rasch vergeht, scheint sie nach der Eröffnung stillzustehen. Tatsächlich zielen die Vorbereitungen darauf ab, daß nach der Eröffnung die Wahrnehmungsbedingungen für jeden Besucher, egal an welchem Tag er in das Museum kommt, dieselben bleiben. Das Museum ist eine Fabrik, in der ein Tag produziert wird, der sich im Laufe der Ausstellung wiederholt und nicht verändert.

Stephan Schmidt-Wulffen

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