: „Ein Schwachkopf“
■ Die rechtsradikale Szene hat Michael Peters nicht ernst genommen
Er ist 1,70 Meter groß und nicht besonders kräftig. Und weil ihm Antworten auf politische Fragen nicht leichtfallen, sucht er ab 1989 Rat bei der NPD und Anschluß an Skingruppen. Er klebt Plakate für die Partei, kann aber keine Mitgliedsbeiträge zahlen. So werfen sie ihn wieder raus. Doch der Kontakt zum lauenburgischen Bezirksvorsitzenden Heino Förster reißt nicht ab. Der will ihn angeblich zum NPD-Vorsitzenden von Gudow machen.
Michael Peters ist einer, der immer nach Anschluß sucht und meist damit scheitert. Er ist am 26.6.1967 geboren, bei seinem Großvater in Gudow aufgewachsen, weil sich die Eltern getrennt hatten. Er schafft nur die Schule für Lernbehinderte, ist jahrelang arbeitslos. Sein Opa vererbt ihm ein Haus, aber es dauert nicht lange, da hat Pitti es versoffen und ist pleite.
Er glaubt zu wissen, wer an allem schuld ist: die Ausländer, die „Menschen dritter Klasse“, die einem das Geld und die Arbeit wegnehmen. Er rasiert sich den Kopf und läuft in Tarnklamotten durchs Dorf. 1989 mißhandelt er ein ausländisches Kind und wird wegen Körperverletzung verurteilt.
Er versucht bei der rechtsradikalen Szene um Mölln anzukommen. Immer bietet er seine Wohnung als Treffpunkt an. Einige Zeit hält der Kontakt, und die Jungnazis rund um Mölln pilgern zu Pitti nach Gudow. „Er ist freundlich und höflich, aber nicht der Klügste“, erzählt Wolle, ein Jungnazi aus Mölln. „Hat mich nicht beeindruckt. Er war für uns alle ein Schwachkopf.“ Außerdem hat Peters selbst für das Empfinden der rechten Saubermänner zuviel gebechert. Nur einer der Möllner hält weiter zu Pitti: der stille Lars Christiansen. Zusammen fahren sie nach Zarretin. Dort in der Disko „Paradiso“ lernen sie 1992 ostdeutsche Skins kennen. Bei ihnen endlich kann sich Peters als Führer aufspielen. Immer sind es Jüngere, die er um sich schart. Bei Überfällen auf Flüchtlingsheime in Gudow und Kollow entwirft er den Schlachtplan und ist ihr Kommandant.
Als in Rostock die Randale tobt, fahren Peters und Christiansen gleich hin. Sie freuen sich, daß die Flüchtlinge aus dem Wohnheim vertrieben werden, und wollen deshalb in Mölln eine ähnliche Aktion starten. Nach der Mordbrennerei in der Mühlenstraße sagt Peters, er habe niemanden umbringen wollen.
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