kunst am alex : Ein Schnitt zur richtigen Zeit
Berlins Toilettenkönig Hans Wall schmückt sich gerne damit, einer der Berliner Kunstmäzene zu sein. Geht es jedoch um den eigenen Profit, ist es mit dem Mäzenatentum schnell vorbei. „Station Branding“ statt des Kunstprojekts „U2 Alexanderplatz“ erzählt deshalb die Geschichte, was die Privatisierung öffentlichen (Plakat-)Raums so alles mit sich bringen kann. Am Bahnsteig der U2 am Alexanderplatz wird uns demnächst statt künstlerischem Statement die Botschaft eines Großkonzerns ins Hirn gehämmert. Nun ja.
KOMMENTAR VON UWE RADA
Vielleicht erzählt der Erfolg des Kommerzes über die Kultur auch etwas davon, wie ernst es der Senat mit der Kultur nimmt. Immerhin hätte man beim Verkauf der VVR Berek vor zwei Jahren auch ein Wörtchen mitreden können – zugunsten der Kunst und zulasten des Kommerzes. Hat man aber nicht. Auch Privatisierung ist schließlich eine Kunst, die gelernt sein will. Erfolgreich ist sie dann, wenn sie nicht scheitert. Und scheitern kann sie, wenn der Kommerz beschnitten wird. Lang lebe deshalb die Privatisierungskultur. Nun ja.
Die vielleicht sinnfälligste Geschichte erzählt das gescheiterte U2-Projekt über den Alexanderplatz selbst. Alexa, Kaufhofumbau, Hotel im Polizeipräsidium, der Hines-Bau. Kein Platz Berlins ist nach der Wende so rasant vom People’s Place zum Private Place umgemodelt worden wie der Alex. Jeder, der mal ein paar Wochen nicht in Berlin war, sieht es, wenn er aus der U-Bahn steigt: ja nun?
Vielleicht war der Abbruch der Verhandlungen durch die NGBK ein richtiger Schnitt. Nun gilt es, neue Geschichten zum Vorschein zu bringen.