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■ KommentarEin Problem der SPD

Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Da versucht ein fortschrittlicher Pastor, durch einen Zusammenschluß mit verschiedenen Sozialprojekten ein Senatsprogramm zu realisieren, um soziale Bedürfnisse in dem ohnehin belasteten St. Pauli zu befriedigen, und eine bezirkliche SPD-Partei-Mafia schießt quer.

Dabei geht es weniger um unterschiedliche sozialpolitische Strategien als um eine alte Abrechnung. Der Stadtteil St. Pauli soll sauber werden, gereinigt von Obdachlosen, Junkies, Ausländern, Behinderten, Alternativen und Linken. Und da sträuben sich natürlich den SPD-Bezirks-Gurus um Grete und Ingo Kleist, den Vorkämpfern der Kleingärtner, die Haare, wenn die alternative Baugenossenschaft „Schanze“ den Zuschlag bekommen und unter der Führung des ihnen verhaßten Szene-Pastors Christian Arndt ein wegweisendes Sozialprojekt verwirklicht werden soll.

Und daher ist es schon zutreffend, wenn ein Mitarbeiter des Bezirksamtes Mitte gestern betonte, der Streit um das Projekt Wohlwillstraße sei kein Problem des Bezirksamts, sondern „ein Problem der SPD“.

Bürgermeister Henning Voscherau, der sonst jedes Projekt zur „Chefsache“ erklärt, wenn es gegen den Widerstand der Bürger durchgesetzt werden muß, sollte sich flugs dazu durchringen, ein Machtwort zu sprechen und die Vorkämpfer der Gartenzwege in die Schranken zu weisen. Denn hier hat Voscherau die Chance, sich durch einen Senatsbeschluß auch mal positiv zu profilieren und zu verhindern, daß ein wichtiges Projekt tatsächlich den Bach runtergeht.

Kai von Appen

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