: Ein Oktober zum Punkte hamstern
Der dritte Heimsieg in Serie: Arminia Bielefeld hat sich nach dem knappen Sieg gegen FSV Mainz ins Mittelfeld katapultiert. Das kommende Heimspiel gegen Alemannia Aachen können sie auf der Alm kaum noch erwarten
BIELEFELD taz ■ Wenn man Monaten einen Orden verleihen könnte, in Bielefeld würden sie momentan den „Oktober“ auszeichnen und beantragen, ihn auf die Monate „März“ und „August“ auszuweiten. Nach dem 1:0-Heimerfolg über den FSV Mainz 05 schickt sich die Arminia an, den „Goldenen Oktober“ des Vorjahres zu klonen. In der vergangenen Spielzeit hatten die Ostwestfalen nach versemmeltem Saisonstart im Herbst die Punkte für einen gemütlichen Winterschlaf gehamstert – durch den dritten Heimerfolg in Serie ist die Mannschaft auch ein Jahr später auf gutem Wege, sich im breiten Mittelfeld der Liga festzubeißen.
Zuvor galt es, ein Geduldsspiel zu bestehen. „Bis zu dem Tor war es eine zähe Partie“, urteilte Bielefelds Trainer Thomas von Heesen und verwies auf die Erwartbarkeit dieser Entwicklung, weil Arminia und Mainz gleichermaßen für ihre gut organisierte Defensivarbeit bekannt seien. Bezeichnenderweise erzielte ein Abwehrspieler das Tor des Tages: Bielefelds Innenverteidiger Heiko Westermann bugsierte das Spielgerät in der 72. Minute nach einem Eckball von Ioannis Masmanidis über die Linie und dürfte mit einer erneut starken Leistung die Begehrlichkeiten der zahlungskräftigeren Konkurrenz weiter angeheizt haben. Westermann selbst gab sich wie üblich bescheiden: „Wichtig war, dass wir auch mal wieder keinen Gegentreffer kassiert haben.“
So gut die Defensive am Samstag auch funktionierte, die Offensivdarbietung verdiente sich allenfalls das Prädikat „suboptimal“. Die Bielefelder überboten sich im Auslassen von Torchancen und hielten die Partie gegen schwache Mainzer zum Leidwesen des eigenen Anhangs unnötig spannend. Zum Beispiel Jörg Böhme, ansonsten eher für Präzisionsflanken und Intuitionsschüsse bekannt, der alleine auf das Mainzer Tor zustrebend einem imaginären Kollegen das Tor gönnen wollte. Sein verunglücktes Abspiel blieb an einem Gästebein hängen. Nach dem Spiel vertraute Böhme Bielefelds Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig an, dass er in der Situation „gar keinen Plan“ gehabt habe.
Saftig berichtete davon gut gelaunt. Er freute sich über den „verdienten Sieg, der hätte höher ausfallen müssen,“ und über einige herausgespielte Torchancen. Während Bielefeld zufrieden durchschnauft, wächst beim Kontrahenten in Mainz die Nachfrage nach Sorgenfaltencreme. Jürgen Klopp, der weltmeisterliche Sommermärchenonkel des ZDF, machte nach der Niederlage einen erschöpften Eindruck. Zwar hatte er bei seiner Elf „gute Ansätze aus dem Spiel heraus“ erkannt, doch das letzte Quäntchen habe gefehlt, einen Angriff auch abzuschließen. Mit anderen Worten: Einsatz ja, Torchancen nein.
Während Mainz nach dem siebten sieglosen Spiel in Folge auch die Nerven trainieren muss, freut sich Bielefeld selbstbewusst auf das kommende Heimspiel. „Die bisher erzielten 11 Punkte sind okay, befriedigen uns aber nicht. Wir können es kaum erwarten, bis Aachen hier aufläuft“, blickt von Heesen auf den nächsten Oktober-Auftritt seiner Elf. Die Aussichten sind klar. Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch hofft auf einen erfolgreichen Ausklang des Monats: „Wenn wir gegen Aachen gewinnen, haben wir uns ein gutes Stück vom Tabellenkeller entfernt.“ ANDREAS BEUNE