: Ein Leuchtturm für den Oberbürgermeister
Bei der Planung der Dortmunder Bahnhofsüberbauung „3do“ wollen die Beteiligten einen Durchbruch erzielt haben. Wann der Bau starten soll und wie sich Dortmunds Bahnhof zur WM 2006 präsentiert, bleibt jedoch weiter offen
DORTMUND taz ■ Kurz vor den Kommunalwahlen trommeln die SPD-geführten Verkehrsministerien in Berlin und Düsseldorf kräftig für die Wiederwahl von Dortmunds SPD-Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer. Das so genannte „3do“, ein 500 Millionen Euro teures Einkauf- und Vergnügungszentrum über dem Dortmunder Hauptbahnhof und Lieblingsprojekt Langemeyers, stehe kurz vor der Realisierung, ließ das NRW-Verkehrsministerium am Wochenende verlauten. Bei einem Gespräch in Bonn hätten Bund, Land und Kommune letzte Streitpunkte ausräumen können.
Das „3do“ ist ein gigantisches Projekt. 36.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, 35.000 Quadratmeter für Freizeit und Entertainment und ein 110 Meter hoher Hotelturm sollen sich über die Gleise des Hauptbahnhofs wölben – ursprünglich rechtzeitig zur Fußball-WM 2006. Sechs Prozent Kaufkraft werde der Konsumtempel aus der Innenstadt abziehen, hat eine Studie ergeben – deshalb stellen Dortmunds Einzelhändler hohe Ansprüche. „Die siebte Spielhalle oder das fünfte Fitnesscenter reichen nicht, um den Abzug zu kompensieren. Wenn es kein richtiges Entertainmentkonzept gibt, ist das ein KO-Kriterium“, sagt Wilm Schulte, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Westfalen-Mitte.
Die Kosten für das „3do“ sollen dreigeteilt werden: Das Land steuert 55 Millionen Euro bei, der Bund zahlt 75 Millionen Euro. Den Rest soll der portugiesische Investor Sonae Immobilaria übernehmen, der bereits in Lissabon und Lateinamerika Shopping-Malls gebaut hat. Die Portugiesen hatten die „3do“-Planungen im Jahr 2000 übernommen, nachdem die Zusammenarbeit mit einem Hamburger Investor, der über dem Bahnhof eine ufo-förmige Überbauung geplant hatte, gescheitert waren. Auch die Gespräche mit Sonae standen in den vergangenen Jahren häufig kurz vor dem Scheitern: Zwischenzeitlich wollte die Deutsche Bahn den Entwurf nicht mehr mittragen, zuletzt suchten die Portugiesen nach einem Co-Investor, um das Risiko zu teilen.
Kritiker des „3do“ glauben angesichts der Jahre währenden Pannenserie auch jetzt nicht an eine Realisierung des Projekts: „Das „3do“ ist tot“, sagt die grüne OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger. Sonae finde keine Co-Investoren, zudem fehle ein Konzept für den Freizeitbereich. Die Ankündigungen des Wochenendes sind für Schneckenburger ein Versuch, „dem Ganzen von Bundes- und Landesebene noch einmal künstlich Leben einzuhauchen.“ Die SPD versuche, Langemeyer für den Wahlkampf zu munitionieren. Auch der CDU-OB-Kandidat Frank Hengstenberg war wiederholt auf Distanz zum „3do“ gegangen. Es sei ihm egal, ob er seine Unterhosen in luftiger Höhe kaufen könne, führte er an.
Die Bahn und die Stadt Dortmund glauben weiter an das „3do“. Laut Bahnsprecher Jürgen Kugelmann gehe das Projekt „gut voran“, und Dortmunds Stadtsprecher Udo Bullerdieck kündigt noch vor der Wahl eine gemeinsame Bauentschließung aller Parteien an. Genauer wollte sich die Stadtspitze allerdings nicht äußern.
Die Ansprüche hat man ohnehin zurück geschraubt: Die im Zuge des Umbaus geplante Erweiterung der Stadtbahnhaltestelle auf vier Gleise hat die Stadt auf die Zeit nach der WM verschoben, auch das „3do“ wird später kommen. Die Fußballfans werden Dortmunds Hauptbahnhof 2006 wohl als Baustelle erleben. „Ziel ist es, einen Zustand zu erreichen, der die Benutzung der Bahnanlage ermöglicht“, gibt sich Stadtsprecher Bullerdieck bescheiden. KLAUS JANSEN