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Ein Leben fürs Entertainment

Multikulti. Caterina Germaine Maria Valente wird am 14. Januar 1931 in Paris als Spross einer zu ihrer Zeit berühmten Artistenfamilie geboren. Ihr Ururgroßvater war Direktor des russischen Staatszirkus, ihr Vater Guiseppe Spanier, ihre Mutter Maria Italienerin, die in Sankt Petersburg (Leningrad) aufwuchs.

Erste Stationen. Schon als Fünfjährige tritt die Valente in Varietés und Revuetheatern auf, unter anderem in Paris und Berlin. Bei Ende des Zweiten Weltkriegs kann die Familie über Breslau und ein ukrainisches Internierungslager nach Paris fliehen. Anfang der Fünfzigerjahre erste Chansons, die der damals völlig unberühmte Gilbert Bécaud für sie geschrieben hat.

Erste Plattenaufnahmen. Kaum durchschlagenden Erfolg hatte sie während ihrer ersten Solojahre. Die Valente gilt Kritikern als begabt, aber viel zu quirlig – da halfen ihr auch ein Stimmvolumen über drei Oktaven und die Fähigkeit, zwölf Instrumente spielen zu können, nicht. Erst nach einigen Schlagerfilmen („Liebe, Tanz und 1000 Schlager“) und Rundfunkaufnahmen avanciert sie zur besten Entertainerin im deutschsprachigen Raum. Erster großer internationaler Erfolg war ihre Interpretation des Songs „Malaguena“.

Weltkarriere. Bis Anfang der Siebzigerjahre zählt die Valente zu jener raren Sorte von Stars, die sowohl in Nordamerika als auch in Europa und Japan Erfolg haben. In der Bundesrepublik profiliert sie sich mehr mit damals gängigen Schlagerrhythmen („Popocatepetl Twist“, „Ganz Paris träumt von der Liebe“), anderswo, in Frankreich und den USA, ist sie eher für grandiose Liveshows und musikalische Virtuosität bekannt.

Bilanz. Die Valente hat mehr als 1.500 Titel auf Tonträger aufgenommen, in mehr als tausend TV-Shows mitgemacht und in schätzungsweise zwanzig Spielfilmen mitgewirkt. Sie lebt im Tessin, nahe Lugano. Sie war zweimal verheiratet und ist Mutter von zwei Söhnen. 1985 erhielt sie das Große Bundesverdienstkreuz.

Musik. Bei Bear Family Records (Fon: 0 47 4 88 21 60) sind inzwischen drei CD-Boxen sowie drei normale CDs mit dem Oeuvre der Jubilarin publiziert worden, zuletzt eine mit ihrer Interpretation der Kurt Weill American Songs sowie die 9-CD-Box With A Song In My Heart, die, samt einem üppig bebilderten Booklet mit einem Text von Kathrin Brigl, alle englischsprachigen Singles und Alben der Jahre von 1959 bis 1973 enthält.

Literatur. Dieter Bartetzko: Wo meine Sonne scheint. Caterina Valente. Ein Wirtschaftswunder, dtv, München 1998, 278 Seiten, 28 Mark. Das klügste, weil ernsthafteste Buch zum Thema. Michael Petzel/Manfred Hobsch: Caterina Valente: „Du bist Musik“. Die Karriere, Filme und Schallplatten der großen Künstlerin, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, 240 Seiten, 49,80 Mark. Schöne Lektüre auch für Freunde von Glamourfotos. Hermann Vilser: Caterina Valente Diskographie 1954 – 2000 (Verlag Hansa Laut, in Vorbereitung).

Fernsehen. ARD und ZDF haben zu Valentes 70. Geburtstag nichts aus dem Konservenlager geholt; in Österreich wird heute ein einstündiges Portrait in Music (22.20 Uhr, ORF 2) ausgestrahlt. Der deutsch-französische Kultursender Arte würdigt die Sängerin am 27. Januar (24 Uhr) in seiner Reihe Music Planet mit einer Femmage – verantwortlich: Valente-Buchautor Dieter Bartetzko. JAF

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