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Ein Kavalier sollte auf Rosen verzichtenGiftiger Valentinstag

Eine Studie warnt vor Valentinsrosen. Acht von zehn Rosensträußen enthalten Pestizidrückstände, die teils stark krebserregend sind. Besonders Supermarktketten sind betroffen.

So schön sie aussehen, so gefährlich sind sie: billige Rosen im Supermarkt. Bild: AP

BERLIN taz | Von Rosen am Valentinstag rät der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ab. Für eine Studie ließ der Verband Rosensträuße aus zehn Berliner Läden im Labor untersuchen. Das Ergebnis: Acht von zehn Rosensträußen enthielten Pestizidrückstände, die teils stark krebserregend sind. Der Umweltverband analysierte für die Studie nur Stichproben, verteidigte jedoch das verallgemeinerte Resultat damit, dass die belasteten Blumen von Supermarktketten stammten, die ihre Ware bundesweit verkauften.

Geprüft wurden Rosen der Ketten Rewe, Penny, Netto, Real, Kaisers, Blume 2000, Green Queen Flower und drei kleinen Blumengeschäften. Nur die Ware von zwei der kleinen Läden war pestizidfrei. Zwei große Supermarktketten bildeten das Schlusslicht der Gruppe. Auf den Rosen von Penny wurden fünf, bei Real acht verschiedene Pestizide entdeckt. In beiden Fällen wurden die stark krebserregenden Pilzbekämpfungsmittel Carbendazim und Chlorthalonil in hoher Konzentration gefunden. "Beide Pestizide dürfen auf keinen Fall in den menschlichen Organismus geraten", warnte der BUND.

Gefährlich seien die Pflanzenschutzmittel nicht nur für Kleinkinder, die ohne besseres Wissen an den Pflanzen knabbern könnten. Vom Pestizid seien auch die Arbeiter in Afrika und Lateinamerika stark gefährdet, woher der Großteil der in Deutschland verkaufter Blumen stamme.

Die Umweltschutzorganisation ruft den Blumenhandel dazu auf, den Verkauf pestizidbelasteter Blumen sofort zu stoppen und sie nicht mehr von den Lieferanten zu beziehen. Die großen Verbände der Industrie, der Fachverband Deutscher Floristen (FDF) und der Verband des Deutschen Blumen-, Groß- und Importhandels (BGI), wollten sich zu der Studie nicht äußern. Real gab bis Redaktionsschluss keine Stellungsnahme ab. Penny gab zu, dass der Chlorthalonil-Wert seiner Rosen den von der EU für Lebensmittel vorgeschriebenen Höchstwert beinahe übersteigt.

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9 Kommentare

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  • R
    Rentner2011

    Wenn man sich mal im Internet umschaut, kann man leicht nachlesen, wo die zitierten “schlimmsten Fungizide” ansonsten eingesetzt werden: Carbendazim gegen Pilzbefall bei einer Reihe von Früchten, Obst und Gemüse. In Deutschland und Österreich wird es vor allem im Getreideanbau verwendet, in der Schweiz ist es gegen verschiedene Pilzerkrankungen im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau zugelassen. Chlorthalonil: Es hat eine sehr breite, protektive Wirkung und wird auch im Bereich des Pflanzenschutzes eingesetzt, z. B. bei Erdnüssen, Sojabohnen, Tabak, Gemüse und Getreide. Es wird auch gegen Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln eingesetzt. Soviel zu den Ängsten die uns eingeredet werden sollen wegen ein paar importierter Rosen.

  • S
    Schindler

    die taz heute: die bild zeitung einstiger andersdenkender. ist es ein resultat der resignation von der adorno einst sprach, diese zeitung noch immer zu lesen? traurig seit nun mehr als 10Jahren

  • X
    Xiane

    Das ist nur ein weiteres Negativ-I-Tüpfelchen. Wer diverse Dokumentarfilme über die menschenverachtenden und -schädlichen Arbeitsbedingungen in Kenia gesehen - wo - auch "seriöse" norddeutsche! - Unternehmen mit kaum noch akzeptablem Zynismus Rosen für den weltweiten Anbau als lukratives Geschäft "anbauen", dem dürfte der Geschmck auf solche Rosen vergangen sein. Wie wäre es mal mit einem flächendeckenden Boykott?

  • V
    vic

    Sind die Rosen erst mal da, stellen sie für den Endkunden ein Luxusproblem dar- im Vergleich zu den Problemen für die Menschen bei der Ernte und Verarbeitung im Herkunftsland.

  • N
    Nania

    @Jannik Meissner

    Ein frommer Wunsch, für viele allerdings nicht bezahlbar.

     

    Rosen, die wirklich ohne Pestizide angebaut werden (überhaupt Pflanzen) sind viel, viel teurer, da sie für die Gärtner auch ein höheres Risiko sind.

  • JM
    Jannik Meissner

    @Udo Henn: Ich waere bereit ohne weiteres das Doppelte fuer Rosen ohne Pestizide auszugeben. Zum einen ist mir das Leben der Arbeiter den Aufpreis wert, zum anderen sollte man fuer die Liebe Kosten nicht als limitierenden Faktor ansehen.

  • OR
    Oliver Reichert

    @ udo henn

    Uns sollte nicht nur die Wirkung interessieren ,die sie beim Abnehmer hat , sondern auch unter welchen Umständen diese Pflanzen produziert werden.

    Der größte Schaden entsteht wohl an den Arbeitern.

    Die Kritik im Artikel ist auf jeden Fall begründet.

    Daher finde ich ihre Aussage ziemlich kurzsichtig.

    Desweiteren würde einen Preisanstieg für einen gesünderen Anbau gern in Kauf nehmen.

  • UH
    Udo Henn

    Die Rosen sind ja nicht zum Verzehr gedacht. Wenn die Zuechter keine Pestizide einsetzen duerfen, wuerden sie wahrscheinlich das doppelte kosten.

    Man sollte doch die Kirche im Dorf lassen.

  • K
    KFR

    naja, symbolisch per Internet verschickt dürfte sich das Problem lösen lassen, ausserdem gibts noch viele andere Ideen