Ein Hymnos auf die deutsch-griechische Freundschaft: Ein Grieche, den die Deutschen lieben
Die „Bild“ ist nicht hellenophob, auch die „Nordsee-Zeitung“ ist es nicht und das „Abendblatt“, denn einer ihrer besten Freunde ist Grieche in Bremerhaven.
BREMEN taz | Die Deutschen lieben den Griechen. Und der Grieche ist in Bremerhaven ein Wirt, Olympisches Feuer heißt die Taverne. Und wenn die Kanzlerin kommt, dann fordert der Grieche nichts von den Deutschen, sondern lädt ein. Und kommt die Kanzlerin nicht, hofft er, sie kommt noch, damit er bei ihr sich entschuldigt, weil doch der Grieche, den die Deutschen lieben, Gastfreundschaft großschreibt.
Das haben die Bild und die Nordsee-Zeitung und das Hamburger Abendblatt in der Taverne Olympisches Feuer zu Bremerhaven erkundet, als Hellas’ Premier anreiste, den die Bild nicht liebt, und dafür hat er, der Grieche, den Deutsche lieben, sich bei ihr entschuldigen wollen – bei der Kanzlerin Angela Merkel. Und auch bei der Bild und der Nordsee-Zeitung, entschuldigen für sein Volk der Griechen, das die Deutschen nicht liebt, wie es sollte: „Ich finde es ist nicht in Ordnung“, so sagt Alexis Vaiou, dass Griechen „immer Angela Merkel die Schuld an allem geben.“ So spricht er, der Grieche, den Deutsche lieben, zur Zeitung, die Deutsche lieben. Und der, die Bremerhaven liebt, sagt er es auch.
Schön ist’s beim Griechen, der, unterwürfig nichts fordert, sondern freudig was bietet. Und vieles: Es gibt Gyros beim Griechen, das ist geschnetzeltes Schweinfleisch mit Reis und Salat ganz preiswert, für acht Euro fünfzig. Es gibt Gyros gebacken, mit Champignons mit Antioxidationsmittel, mit Käse mit Farbstoff mit Kroketten und mit Salat. Es gibt überbackenes Gyros mit Tomatensauce, mit Schlagrahm, Käse mit Farbstoff, Kroketten, Salat, oder Gyros mit Zaziki, Reis und Salat. Aber auch gibt es zwei Suflaki, das ist ein Schweinefleischspieß, den die Deutschen lieben, mit Reis und Salat oder Rumpsteak überbacken mit Käse mit Farbstoff, Rahmsauce, Pilzen mit Antioxidationsmittel, mit Pommes, wie Deutsche es lieben und – tatata! – mit Tomatensalat.
Es gibt Sokrates-Platte mit zwei Zuzuki aus Hackfleisch vom Schwein, mit drei Leber, Zaziki, Reis und Salat. Es gibt vier kleine Frikadellen mit Käse mit Farbstoff gebacken und mit Salat. Es gibt vier Zuzuki aus Hackfleisch vom Schwein, mit Zaziki, Reis und Salat.
All dieses gibt’s bei dem Griechen, wie Deutsche ihn lieben, zu Bremerhaven, und Reparationen, die macht er halt selber. Und bezahlen muss man nicht viel bei dem Griechen, den Deutsche lieben, ja wenig: so für die Hermes-Platte mit zwei Zuzuki aus Hackfleisch (vom Schweine), mit Gyros, mit Pommes, wie Deutsche es lieben, und Salat nur acht Euro fünfzig, und so auch fürs Gleiche mit Leber und Reis und Salat, und auch für die zwei Bifteki mit Käse mit Farbstoff gefüllt dazu Reis und Salat. Es gibt die Dimitra-Platte mit einem Bifteki, mit Pommes, wie Deutsche es lieben, mit Reis und Salat, gibt es Rinderleber mit Zaziki, Reis und Salat, gibt es Bifteki mit Käse mit Farbstoff überbacken, mit Pommes, wie Deutsche es lieben, oder Kroketten und mit Salat, es gibt auch ein Schweinekotelett mit Reis und Salat, es gibt die Artemis-Platte: mit einem Schweinesteak, mit Suflaki, das ist ein Schweinefleischspieß, den die Deutschen lieben, Gyros, Reis und Salat; oder die Milton-Platte: Schweinesteak, Suflaki, das ist ein Spieß, mit Leber, Zaziki, Reis und Salat; oder: Schweinefilet mit Reis und Salat; oder Schweinefilet mit Käse mit Farbstoff überbacken, Rahmsauce, Pilze mit Antioxidationsmittel, Pommes, wie es die Deutschen lieben, und – tatata! – Tomatensalat, deshalb auch für zwölf Euro fünfzig.
Das könnte den Deutschen zu viel sein.
Der Grieche, den die Deutschen lieben, weil er die Kanzlerin einlädt, die „einen tollen Job“ macht, wie der Grieche der Nordsee-Zeitung sagt, und „die eine tolle Europapolitik macht“, wie er der Bild gesagt hat, und wie es das Hamburger Abendblatt und auch die Agenturen und dank ihrer viele voll Liebe berichten, hofft, dass Angela Merkel, nachdem sie vergangenes Jahr im Mai schon nicht kam, und auch mit Alexis Tsipras nun nicht da war, in vier Wochen ihn besucht am vierundzwanzigsten vierten. Denn dann kommt sie nach Fischtown, und da hat er im Olympischen Feuer auf dem Herde auch Schweinefilet aus der Pfanne mit gedünsteten Zwiebeln, dazu Pommes, wie Deutsche es lieben, und Salat; hat sechs Lammkoteletts mit Reis und Salat; hat Lammkoteletts mit Zaziki, Pommes, wie Deutsche es lieben, und Salat.
Er, den die Deutschen lieben, hat die Olympia-Platte mit Gyros, Suflaki, das ist ein Schweinefleischspieß, den die Deutschen lieben, Bifteki dazu, auch Reis und Salat, hat zwei Suflakispieße, das sind Schweinefleischspieße vom Schweinefilet mit Reis und Salat, hat vier Schnitzel mit Reis und Salat, hat vier Schnitzel mit Rahmsauce, Pilzen mit Antioxidationsmittel, Kroketten und – tatata! – Tomatensalat, hat ein Schweinesteak mit Reis und Salat, hat zwei Schweinesteaks mit Reis und Salat hat die Apollon-Platte, hat die Aristoteles-Platte, hat die Gyros-Platte, hat einen Bauernteller, hat die Ouzo-Platte, hat einen Spezial-Teller, hat die Meteor-Platte, hat die Trikala-Platte, hat das Filet vom Schwein gefüllt mit Schafskäse – Feta –, Reis und Salat, hat die Athen-Platte, hat ein Rumpsteak mit Reis und Salat, hat ein Pfeffersteak mit Kroketten, Salat, hat ein Pfeffersteak mit Pilzen mit Antioxidationsmittel mit Pommes, wie es die Deutschen lieben, und Salat, hat Lammkeule ohne Knochen, Zaziki, grüne Bohnen und – tatata! – Tomatensalat, hat Lammkeule ohne Knochen für zwei Personen mit Zaziki, grünen Bohnen und großem Bauernsalat.
Beim Griechen, den Deutsche lieben, da gibt’s keinen Mangel. Es gibt fleischfreien Nachtisch und fleischfreies Trinken.
Und der Ouzo geht aufs Haus.
Leser*innenkommentare
372 (Profil gelöscht)
Gast
Was ist der Witz?
Schnell gegoogelt die Speisekarte zum Nachklicken: http://www.olympisches-feuer.com/page/fleisch.html
york karsunke
"Was ist der Witz?"
es ist lustig. leute, die speisekarten googeln, sind längst nicht so lustig.
372 (Profil gelöscht)
Gast
@york karsunke Und was ist der Witz? Weil es sehr deutsch ist, Zusatzstoffe ausweisen zu müssen?
Pfanni
Auch nach mehrmaligem Lesen des Artikels weiß ich immer noch nicht, gegen wen Herr Schirrmeister diesmal zu Felde zieht.
Gegen die BLÖD-Zeitung?- Na klar, um die ist’s mir auch nicht schade. Aber warum dann so zaghaft? (Nordsee-Zeitung und Abendblatt kenn‘ ich nicht).
Oder gegen „DEN GRIECHEN“? Wohl kaum, denn der ist ja „lieb“. Darf ich gleich mal hinzufügen, genauso lieb wie alle griechischen Gastwirte, die ich kenne. Auch diese bieten ihren Gästen ganz Vieles, natürlich nicht geschenkt, sondern zu marktüblichen Preisen (leicht über dem Durchschnitt, denn Begrüßungs-Salat und Abschieds-Ouzo kommen ja noch dazu).
Oder soll es eine Art Fabel sein, gerichtet an die Regierenden der übrigen Eurozonen-Staaten? Dass sie jetzt auch mal „lieb“ zu Griechenland sein sollen, weil Griechenland ja auch so “lieb“ zur EU ist und sie gar nicht mehr verlassen will?
Also bitte, Herr Schirrmeister, schieben Sie schnell eine „Version 2.0“ Ihres Artikels nach, mit einer deutlich erkennbaren Zielscheibe!
Denn einem „taz“-Artikel ohne klares Freund/Feind-Bild fehlt was!
york karsunke
"Auch nach mehrmaligem Lesen des Artikels weiß ich immer noch nicht, gegen wen Herr Schirrmeister diesmal zu Felde zieht."
ach pfanni, ehrlich? mehrmals gelesen? die ganze speisekarte durch? naja. dann musst du es halt noch paar mal versuchen.
adagiobarber
Und nach gutem Genuss -bei dem Griechen, den wir so lieben, weil er uns auch liebt-, gibt es die Quittung.
Auf einem Abreissblock mit dem Logo eines namhaften Getränkeherstellers aus dem kühlen Norden.
Schnell aufgelistet, addiert und unterstrichen.
Eine kleine Freundschaftsskizze als Erinnerung an einen schönen Abend zum Aufbewahren.