: Ein Gottesstaat ist nicht erwünscht
Beim Treffen von Iraks Opposition streben auch Schiiten weltlichen Föderalismus an
MADRID/BAGDAD dpa/afp ■ Die Schiiten im Irak streben nach Angaben eines ihrer Führer nicht die Schaffung eines religiösen Staates nach iranischem Vorbild an. Akram al-Hakim, Gründungsmitglied der größten schiitischen Exilorganisation Sciri (Oberster Rat der Islamischen Revolution im Irak), wies entsprechende Befürchtungen in den USA zurück. „Es wird im Irak keine islamistische Regierung geben“, sagte er der spanischen Zeitung El País am Rande eines Treffens irakischer Oppositionsparteien in Madrid. „Die Opposition und die Bevölkerung im Irak werden es nicht zulassen, dass an der Spitze des Staates ein Religionsführer steht, der nach iranischem Vorbild alle Macht in den Händen hält“, erklärte al-Hakim.
An dem mehrtägigen Madrider Treffen nehmen irakische Exilgruppen von Gegnern des inzwischen entmachteten Saddam-Hussein-Regimes teil. Die Iraker, die verschiedenen politischen Richtungen angehören, kamen nach Angaben der Veranstalter überein, dass der Irak nach dem Ende des Krieges das System eines Bundesstaates erhalten solle. Die territoriale Integrität des Landes müsse erhalten bleiben. Die Rechte von Minderheiten sollten geschützt werden. Die Gruppen verständigten sich bei Beratungen hinter verschlossenen Türen darauf, dass die Präsenz ausländischer Truppen im Irak bis auf weiteres erforderlich sein werde. Die ausländischen Streitkräfte müssten so lange im Land bleiben, bis der Irak wieder über eine Armee verfüge. Das Treffen war am Freitag von Spaniens Ministerpräsidenten José María Aznar eröffnet worden.
Heute soll auf Einladung der USA auch im Irak ein erneutes Treffen von Oppositionsgruppen stattfinden. An den Gesprächen über die politische Zukunft des Landes würden zwischen 300 und 400 Oppositionelle teilnehmen, teilte die US-Zivilverwaltung für Irak gestern mit. Vertreter der wichtigsten Gruppierungen hätten ihre Teilnahme zugesagt. Dazu gehörten der Irakische Nationalkongress (INC), der Oberste Rat für die Islamische Revolution in Irak (Sciri) sowie die beiden Kurden-Gruppen PUK und DPK. Das erste Oppositionstreffen auf US-Initiative hatte am 15. April in Ur stattgefunden, war aber von einigen Gruppen boykottiert worden.