PORTRÄT: Ein Friedenskämpfer zwischen allen Fronten
■ Der israelische Schriftsteller Amos Oz erhielt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Jerusalem (dpa/taz) — Er fabuliert, hat ein Faible für Satire und immer ein Anliegen, das über die Unterhaltung hinausgeht. Amos Oz ist ein Schriftsteller, der sich den Herausforderungen der israelischen Gesellschaft stellt, in der zu viele Fanatiker einem Frieden im Wege stehen. „Der wirkliche Traum ist, ein freies Volk im eigenen Land zu sein“, meint der Autor, der in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält.
Oz, der sich einmal als „Experten für vergleichenden Fanatismus“ bezeichnet hat, war Mitgründer der israelischen Friedensbewegung „Peace now“ und fand immer wieder scharfe Worte für die Regierung Schamir: „Israels Herrschaft durch Besatzung ist ein Monster geworden“, sagte er jüngst; gewalttätige Siedler und Rechtsreligiöse „wollen den Staat Israel auslöschen und das messianische und wahnsinnige Königreich Juda installieren.“
Worte eines Mannes, der einem religiösen Elternhaus entstammt. Als Amos Klausner wurde er 1939 als Sohn russischer Einwanderer in Jerusalem geboren, besuchte eine nationalreligiöse Grundschule. Mit fünfzehn Jahren trat er in einen Kibbuz ein und legte sich den Namen „Oz“ (Stärke) zu. Auf seinen Erfahrungen im Kibbuz baute er erste Erzählungen und sein Buch Länder des Schakals auf. Die Geschichte um Liebesverlust und um das Verhältnis von Arabern und Juden wurde im kleinen Israel 45.000mal verkauft.
Über ein Dutzend Romane und Erzählungen legte Oz vor, übersetzt in 21 Sprachen, darunter Der perfekte Frieden und Blackbox. Blieb der Kampf gegen blinde Gewalt und Fanatismus auch immer zentraler Angelpunkt seiner Geschichten, so war der Autor, der seit 1986 in Arad in der Wüste Negev lebt, doch nie ein Pazifist. Der Vater von drei Kindern nahm an den Kriegen von 1967 und 1973 teil und kritisierte die europäische Friedensbewegung für ihr Eintreten gegen den Golfkrieg: „Schlimmer als die Gewaltanwendung ist die Kapitulation vor der Gewalt.“ In seiner Begründung für die Preisvergabe an Amos Oz verweist der Börsenverein zwar auf das friedenspolitische Engagement des bekannten israelischen Schriftstellers, vermeidet aber jeden Hinweis auf dessen Stellungnahme zum Krieg gegen den Irak.
Kurz vor den bevorstehenden Wahlen hat Oz erneut Position bezogen. Mit einigen Schriftstellerkollegen bekannte er sich zur linken „Meretz“-Liste, die für eine schnelle Autonomie der besetzten Gebiete eintritt. thos
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