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Ein Fehltritt ohne Folgen

■ Tennis: Graf und Sanchez setzen sich gegen Nobodys durch

: Graf und Sanchez setzen sich gegen Nobodys durch

Dem etwa 8000fach versammelten Publikum auf dem Centre Court des Hamburger Rothenbaum stockte der Atem. Steffi Graf unterbrach ihr Spiel und rief eine Sanitäterin herbei. Steffi verletzt? Sollte es nun etwa nicht zum ersehnten Traumfinale des Hamburger Frauen-Tennisturniers zwischen der Weltranglistenzweiten aus dem badischen Brühl und der führenden Restjugoslawin Monica Seles kommen. Die Panik auf den Rängen war umsonst. Nur umgeknickt sei sie, äußerte Frau Graf auf der obligartorischen Pressekonferenz nach dem Spiel. Der Schreck war umsonst, der Fehltritt ohne Folgen, ihr Zweitrundenspiel gegen die Georgierin Leila Meschki konnte weitergehen.

Als sie nach 52 Minuten Spielzeit den Platz höflich winkend in Richtung Publikum verließ, hatte das Auditorium wieder ihre ganz normale Steffi gesehen. Experimente versuchte sie keine gegen die Grundlinienspielerin Meschki. Ans Netz habe sie sich nicht getraut, „weil die Leila dafür bekannt ist, gute Passierbälle zu schlagen“, rechtfertigte sie danach ihr recht einfallsloses Spiel. Mit über 150 Stundenkilometern schlugen ihre

1Aufschläge auf der gegnerischen Spielhälfte ein, während das Meßgerät für Meschki gerade einmal 120 Stundenkilometer aufzeigte. Die Rückhand mochte sie auch nicht mehr so häufig wie bei ihrem Erstrundenmatch spielen. Diesmal bevorzugte sie es, diesen Ball möglichst häufig zu umlaufen, um dann ihre Terminator-gleich geschlagene Vorhand einzusetzten. Das bekannte Graf-Spiel also, in den Begegnungen gegen unterklassige Gegnerinnen, wie etwa Leila Meschki, höchst effektiv, gegen eine Spielerin aus den Top–Four der Weltrangliste, insbesonders gegen Monica Seles nicht einfallsreich genug, um noch einmal den großen Coup zu landen.

Chancen, wieder das lukrative Finale des Hamburger Turniers zu erreichen, rechnet sich auch die Weltranglistendritte Aranxta Sanchez-Vicario aus. Sie startete gestern in das Turnier gegen die östereichische Qualifikantin Beate Reinstadler. „Ich hatte Bauchschmerzen im ersten Satz“, ließ die Spanierin in der Pressekonferenz nach dem Spiel in deutsch, englisch und spanisch verlauten und versuchte dabei der verdutzten Journaille zu erklären, warum sie diesen ersten Durchgang erst im Tie-Break für sich entscheiden konnte. Nach dem verlorenen Tie-Break brach dann allerdings auch das Nervenkostüm der bis dahin weit über ihre Verhältnisse spielenden Reinstadler zusammen. 6:3 gewann Sanchez-Vicario den zweiten Satz und belegte damit die alte These, daß Favoritenstürze in Vorrundenspielen im Damentennis nur die Ausnahme sind. Kai Rehländer

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