: Ein Bild des täglichen Lebens
betr.: „Die Hure Babylon“
Die Ausstellung „Babylon. Mythos und Wahrheit“, die zurzeit im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen ist und für die 800 Objekte aus verschiedenen Museen zusammengetragen wurden, hat nach den Projektleitern die Intention, „die Hintergründe des Mythos Babel und die Wahrheit um das antike Babylon“ darzustellen. Eine archäologische Ausstellung kann den BesucherInnen anhand der vorhandenen Relikte, vor allem auch der Kleinfunde, ein Bild des täglichen Lebens und damit kulturgeschichtliche Inhalte vermitteln; eine sozialgeschichtliche Studie, zum Beispiel über die Stellung der Frau, kann hingegen damit nicht intendiert sein. Hintergründe zu den einzelnen Relikten und auch Themen lassen sich sicherlich den beiden Katalogbänden entnehmen. Über die Stellung der Frau im Alten Orient gibt es bereits zahlreiche Studien, besonders auch aus feministischer Sicht, die den Autorinnen und anderen Interessierten Aufschluss geben könnten.
Dass es ein Übergewicht männlicher Herrschaftssymbole gibt, geht natürlich darauf zurück, dass vor allem nur die Herrscher die Mittel hatten, diese herstellen und präsentieren zu können. Bei einer Fülle von 800 Objekten von einer „verschnarchten Archäologie“ zu sprechen, ist ja dann doch wohl etwas deplatziert! Und bei dem Ausmaß der Verwüstungen an den Grabungsstellen im Irak und in den irakischen Museen ist es sicherlich nicht verfehlt, am Rande der Ausstellung auf die Auswirkungen des Krieges hinzuweisen.
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
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