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■ Ein Amerikaner will die Welt verändernDie neue Woche hat sechs Tage

Amsterdam/New York – Die Idee klingt absurd, aber der New Yorker Marketingexperte Michael Biamonte hat sich die Angelegenheit gut durchdacht. Er will laut einem Bericht des Rotterdamer NRC Handelsblad die Sieben-Tage-Woche à 24 Stunden abschaffen und durch die Sechs-Tage-Woche à 28 Stunden ersetzen. Um das der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen, will er den allseits unbeliebten Montag zuerst wegfallen lassen. Um die in vielen Ländern der Welt geltende 40-Stunden-Arbeitswoche zu erhalten, müßten die Menschen eben täglich zwei Stunden länger schaffen. Dann aber bricht auch schon nach vier Arbeitstagen das Wochenende an.

Allerdings gäbe es da einen seltsamen Umstand. Es wäre ja dann auch schon mal tagsüber dunkel. Dennoch, so Biamonte, habe der 28-Stunden-Tag seine unüberschätzbaren Vorteile. Der autofahrende Arbeitnehmer müsse nur noch vier statt fünf Tage im Stau stehen. 20 Prozent weniger Stau bedeute auch 20 Prozent weniger Frust und 20 Prozent weniger Luftverschmutzung. Allerdings würde der Donnerstag beinahe komplett dunkel bleiben – findet Biamonte aber völlig unproblematisch. Die meisten Menschen würden ja doch den Tag über im künstlichen Licht arbeiten. Dagegen würde der 28-Stunden-Tag den Menschen in der Freizeit echtes Sonnenlicht bescheren. Freitag Mittag, gerade wenn die Arbeitswoche vorbei ist, kommt endlich die Sonne auf. Nach einem so schönen langen „Abend“ gehen wir natürlich später schlafen. Den folgenden Tag schlafen wir dann aus, können wir unser Glück vielleicht nicht fassen, wenn dann wieder die Sonne am Himmel erscheint. Als zusätzliches Zuckerl nennt Michael Biamonte, daß das Wochenende auch noch acht Stunden länger ist als heute.

Abgesehen davon, daß nach seinen Angaben Wissenschaftler bestätigt hätten, daß der Mensch im 28-Stunden-Rhythmus besser funktionieren würde, seine Ideen beruhen nicht allein auf edlen Motiven. „Ich bin ein Nachtmensch“, erklärt Biamonte, „ich bleibe gern lange auf, und es fällt mir dann schwer, nach fünf oder sechs Stunden Schlaf aufzustehen. Ich muß mindestens 18 bis 20 Stunden hintereinander wach sein, erst dann bin ich müde genug zum Schlafen.“ Gegen den 28-Stunden-Tag spreche natürlich genug. Es gäbe sicher Menschen, die ungern tagsüber im Dunklen sitzen würden. Allerdings kann man da ja von Kanadiern, Norwegern, Schweden oder Finnen lernen, die auch lange Wintermonate mit der Dunkelheit klarkommen.

Leider müßten in diesem Falle völlig neue Kalender entworfen und auch alle Uhren weggeschmissen werden. Dennoch glaubt Biamonte daran, daß der Großteil der Menschheit davon überzeugt werden könnte. Er versucht gerade, über Internet eine weltweite „28-Stunden-Bewegung“ auf die Beine zu stellen. Selbst trägt Biamonte übrigens noch keine 28-Stunden-Uhr. „Mein Chef erlaubt mir nicht einen solchen Tag.“ Falk Madeja

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