■ „Kämpfernatur“ Kirk Douglas wird 80: Eher rebellisch als tugendhaft
Für das amerikanische Publikum war der Mann mit den stechenden Augen und dem entschlossen vorspringenden Kinn lange Zeit der bestgehasste Schauspieler.
Innerhalb weniger Jahre hatte Kirk Douglas eine ganze Galerie denkwürdiger Schurken auf die Leinwand gebracht: einen skrupellosen Boxer, der auf dem Weg nach oben alles und jeden brutal beiseite schiebt (in Mark Robsons „Champion“, 1949), einen zynischen Journalisten, der die Rettungsarbeiten bei einem Höhleneinsturz gezielt verschleppt, weil die Schlagzeilen seiner Karriere förderlich sind (in Billy Wilders „Reporter des Satans“, 1951), oder auch einen fiesen Filmproduzenten in Vincente Minellis „Stadt der Illusionen“ (1952).
„Tugendhaftigkeit erschien mir nie sehr fotogen“, bekannte er in einem Interview, „es ist einfach viel dramatischer, einen Charakter darzustellen, der gegen die Gesellschaft rebelliert.“ Indem er mit beunruhigender Intensität die schmutzige Kehrseite des amerikanischen Traumes verkörperte, wurde Kirk Douglas zu Hollywoods „Tough Guy“ der frühen Fünfziger. Daß er im Film so oft die zähen Kämpfernaturen spielte, mag in Douglas' eigener Jugend begründet liegen: Als Sohn russisch-jüdischer Immigranten wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf und mußte sich seine Ausbildung hart erarbeiten.
In der gut geölten Maschinerie der Traumfabrik blieb Douglas ein Individualist: Langfristige Verträge lehnte er ab und suchte sich als „freier“ Schauspieler seine Rollen selbst aus: vom grausamen einäugigen Wikinger bis zum mit Genie und Wahnsinn ringenden Maler Vincent van Gogh. Häufig trat er in Western auf, in denen er gebrochene Charaktere verkörperte wie etwa den todkranken Revolverhelden Doc Holliday in „Zwei rechnen ab“ von John Sturges 1957.
Bereits 1952 hatte Douglas seine eigene Produktionsfirma gegründet, für die er mit dem Regisseur Stanley Kubrick zwei gleichermaßen engagierte wie unterhaltsame Projekte realisierte: den Antikriegsfilm „Wege zum Ruhm“ (1957) und das intelligente Historienspektakel „Spartacus“ (1960).
Mit der Nennung des Drehbuchautors Dalton Trumbo im Titelvorspann von „Spartacus“ beendete der Produzent Kirk Douglas ganz offiziell die unselige Zeit der sogenannten Schwarzen Liste, auf die viele Filmschaffende wegen vermeintlich „unamerikanischer Umtriebe“ geraten waren. Für seine Courage wurde Douglas später mit dem „Bill of Rights Award“ ausgezeichnet.
Nicht von ungefähr heißt Douglas' Lieblingsfilm „Einsam sind die Tapferen“: Dort kämpft er als anachronistischer Cowboy allein gegen den Rest der Welt. Heute wird Kirk Douglas achtzig Jahre alt. Lars Penning
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