: Effizient und mobil
VON BEATE WILLMS
Sie wollen das Klima retten? Willkommen an Bord! Sie fahren Auto? Dann setzen Sie hier an. Schließlich trägt der Straßenverkehr ein Fünftel zu den weltweiten Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bei. Ganz verzichten können Sie auf das Fahrzeug aber nicht? Dann suchen Sie sich wenigstens das richtige aus!
Mit durchschnittlich 177 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer heizen die Autos deutscher Hersteller von deutschen Straßen aus die Atmosphäre auf. Völlig überflüssig, findet der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und zeigt mit seiner gestern veröffentlichten Broschüre „Welches Auto soll es sein?“: Für jeden Typ Autofahrer sind auch heute schon passende klimaschonendere Modelle auf dem Markt. Im Schnitt stoßen die dort empfohlenen Wagen 131 Gramm CO2 aus. Das liegt zwar noch deutlich über dem Höchstwert von 110 Gramm CO2 für den taz-Autotest, entspricht aber in etwa dem von der EU für 2012 angepeilten Flottengrenzwert.
Neu an der „Kaufberatung“ des VCD ist, dass sie „vom Menschen ausgeht“, wie Mitautor Michael Adler erklärt, „also von dessen Wünschen oder auch Träumen“. Das heißt: kleine, wendige Stadtautos kommen ebenso vor wie geräumige Familienkarossen und sportlichere Flitzer – solange sie denn umwelttechnisch auf dem neuesten Stand sind.
In Abstimmung mit Werbepsychologen haben die Verkehrsexperten fünf Typen von Autonutzern identifiziert. „Weil die Anforderungen unterschiedlich sind, gibt es für die einzelnen Typen auch unterschiedliche CO2-Grenzwerte“, sagt Adler. Die Bandbreite reicht von 120 bis 160 Gramm. Neben der Klimabelastung berücksichtigen die Empfehlungen den Ausstoß von Schadstoffen wie Feinstaub und Stickoxiden sowie den Fahrlärm.
Der Typ „Stadtfrau“ sucht ein attraktives und praktisches kleines Auto, das in jede Parklücke passt, nicht zu viel Sprit verbraucht und auch nicht allzu teuer ist. Für den „Pragmatiker“ muss ein Auto zuverlässig und komfortabel sein. Schnickschnack und technische Spielereien sind nicht sein Ding. Der „Sportwagenfahrer“ sucht einen schnellen, „verdammt guten und sportlich aussehenden“ Wagen. Für den Nutzertyp „Familie“ zählt vor allem Platz für Kinder und Kuscheltiere. Zugleich soll das Fahrzeug wenig kosten und wenig verbrauchen. Der Typ „Status“ fährt meist einen Dienstwagen, hat also finanziell Spielraum. Dafür soll sein Auto schon auf den ersten Blick vermitteln, dass der Fahrer Verantwortung trägt.
Allen fünf Typen schlagen die Verkehrsexperten konkrete Modelle vor. Negativbeispiele zeigen zugleich, wie groß die Spannbreite auch innerhalb der Fahrzeugklassen ist. So kann ein „Sportwagenfahrer“ sich für 17.660 Euro einen Daihatsu Copen1.3 kaufen oder doppelt so viel für einen Mercedes SLK 200 ausgeben. Dabei lohnt sich der Japaner nicht nur finanziell, sondern auch klimatechnisch: Er produziert 69 Gramm CO2 weniger pro Kilometer als der Mercedes.
Gebrauchtwagenkäufern empfiehlt der VCD den Blick in seine älteren Umweltlisten, in denen er seit 1989 jedes Jahr etwa 350 Modelle bewertet hat. Von älteren Dieseln, die nicht mit einem geschlossenen Partikelfilter nachgerüstet werden können, rät er ab. Orientieren sollten die Verbraucher sich an einer möglichst hohen Stufe der Euro-Abgasnorm, also mindestens Euro-3, und am Verbrauch. „Ein Liter Benzin belastet die Umwelt mit 2,37, ein Liter Diesel mit 2,65 Kilogramm CO2“, sagt VCD-Geschäftsführer Gerd Lottsiepen. „Um unter 120 Gramm CO2 pro Kilometer zu bleiben, sollte der Wagen also nicht mehr als 5 Liter Benzin oder 4,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer schlucken.“