piwik no script img

EditorialKampffeld der AfD

Von unserer RedaktionDass sich ein gemeinnütziges Projekt wie Kontext nun auch im (Sub-)Lokalen engagiert, mit zwei Anzeigenblättern, die zu Stadtteilzeitungen geworden sind, sorgt in Berlin für den meisten Beifall. Etwa 100 Gäste aus Politik, Medien und Gewerkschaften haben sich auf Einladung der Rudolf-Augstein-Stiftung in der Hamburger Landesvertretung eingefunden. Auch Kontext-Mitgründerin Susanne Stiefel ist eingeladen, um über Kontext zu berichten. Es geht um die Lage der Lokalpresse in Deutschland, und die ist mies. Und sie ist ein neues Kampffeld der AfD.

Denn die kapert längst Anzeigenblätter in unterversorgten Gebieten. Annelie Naumann, Redakteurin beim „ZDF Magazin Royale“, hat für eine Böhmermann-Sendung dazu recherchiert. Hat Gastbeiträge von Hans-Georg Maaßen im Anzeigenblatt „Fürstenwalder Zeitung“ gefunden oder gleich klare Verhältnisse wie im „Neuen Gera“, wo der Herausgeber als AfD-Chef im Stadtrat sitzt und über sich selbst berichten kann. „Tut mir leid, dass ich keine guten Nachrichten zu verkünden habe“, sagt sie zum Schluss ihres Vortrags in Berlin.

Vorgestellt wird hier die Pionierstudie „Wüstenradar – vom Verschwinden der Lokalzeitung“, die nun auch wissenschaftlich bestätigt, dass besonders in ländlichen Gebieten die Zahl der Lokalzeitungen seit der Wiedervereinigung bedenklich zurückgegangen ist. Noch orten Christian-Mathias Wellbrock und Sabrina Maaß von der Hamburg Media School keine Zeitungswüsten wie in den USA, doch es droht Versteppung. „Das ist der Boden für gezielte Desinformation“, warnt Stephanie Reuter, geschäftsführende Vorständin der Augstein-Stiftung. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in Hamburg, assistiert: „Es ist fünf vor zwölf.“

Und noch eines: Wer Lokaljournalismus stärken will, darf nicht schweigen zur Anerkennung des Non-Profit-Journalismus als gemeinnützige Ergänzung zum bisherigen Mediensystem. Warum die Politik nicht erkennt, dass Medienpolitik Demokratiepolitik ist und endlich handelt, bleibt auch an diesem Abend unbeantwortet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen