Editorial: Die erste Woche im neuen Layout
Alles wird besser
Schöner, Schneller, Scherfer: die erste Woche mit dem neuen Redaktionssystem ist überstanden. Schöner wird das Layout der taz bremen, schneller wird sie reagieren und würziger wird ihre Berichterstattung sein mit neuer Technik im Rücken.
Klarer Fall: Die Eleganz der Flachbildschirme sollte sich direkt auf unsere Interview-Strategien übertragen, mit dem neuen Mailsystem wollten wir uns blitzartig stringente Gedankengänge schicken, und die Essenz aus flotter Recherche und brodelndem Hirnschmalz sollte zu homogenen Texten gerinnen. Und alles zusammen stimmig gewichtet in übersichtlichem Block-Layout glänzen. Hohe Qualität eben, und das gut verkauft. Dank Redit und FrameMaker.
Aber es kam leider erstmal anders. Denn neben Redit und FrameMaker gibt es in der Redaktion auch noch uns: die Gewohnheitstiere. Und letzte Woche sollten wir auf einmal zweierlei leisten: 1. Geradeaus denken beim scherfer Würzen. 2. Umdenken bei der Produktion der Zeitung. Beste Voraussetzungen, das Denken komplett zu verknoten. Was unvermeidlich war.
Der Chefredakteur vom Dienst zitierte auf einmal Fassbinder („Angst essen Seele auf“), die sonst andächtige Stille in der Kulturredaktion wurde durch wuchtige Handflächenschläge auf die Tischplatte zerfetzt und unbescholtenen Anrufern wurde empfohlen, eine Anzeige zu schalten, wenn sie was wollten. Haupttitel, Untertitel, Hinweis, Absatz – alle Textelemente waren auf einmal gegen uns. Neue Textmasken, die gelb werden, wenn alles passt. Arbeitsebenen ohne Schlupflöcher. Und das Schlimmste: Drei Pinguine, die das Tanzen anfangen, wenn man das Redaktionssystem öffnet. Zur Begrüßung. Und vor allem nachdem man das System im Streit verlassen hat. Nicht auszuhalten. Und nirgends ein Moorhuhn-Tool mit Waffen zum Abschießen der Pinguine.
Die taz bremen wäre diese Woche sicher kollabiert, hätten sie nicht Hilfe bekommen, große, hervorragende Hilfe: Herzlichsten Dank an Doris, Stefan und Jörg aus der Berliner taz-Zentrale, die uns mit Geduld, Kompetenz und Engagement in die neue Zeit wuchteten.
Jedoch: Nächste Woche müssen wir alleine klar kommen. Punkrock, jeden Tag. Bis wir unseren Rhythmus gefunden haben. Aber: Es wird nicht nur alles gut. Alles wird besser! Davon sind wir nach wie vor überzeugt. Ihre
taz bremen
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