piwik no script img

East Side GalleryAndere Ufer an der Spree

Der Investor des umstrittenen Wohnturms zeigt sich für einen Grundstückstausch offen. Die Suche nach einer Lösung gestaltet sich trotzdem schwierig.

Protest zeigt Wirkung: Die Politik sucht nach einer Lösung für die East Side Gallery Bild: dpa

An der East Side Gallery werden die Karten neu gemischt. Am Wochenende hatte sich der Immobilieninvestor Maik Uwe Hinkel zu einem Grundstückstausch für sein heftig kritisiertes Bauprojekt Living Bauhaus bereit erklärt. Nun läuft die Suche nach einer dafür geeigneten Fläche. „Das wird nicht leicht, aber wir sind bereit, ergebnisoffen zu diskutieren“, sagte ein Sprecher Hinkels der taz.

Bisher waren die Fronten klar: Hinkel will den einstigen Todesstreifen zwischen Spree und Mühlenstraße mit Eigentumswohnungen bebauen, nebenan planen Investoren einen weiteren Gebäuderiegel. Während der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den Bauprojekten Rückendeckung gegeben hatte, will ein Protestbündnis aus Clubbetreibern, Bürgerinitiativen und Mitgliedern aller Parteien sie verhindern, um damit dem Mediaspree-Bürgerentscheid von 2008 für öffentliche Grünflächen entlang der Spree Geltung zu verschaffen. Außerdem stört viele, dass die Neubauten das längste erhaltene Mauerstück in den Schatten stellen würden. Doch einen Grundstückstausch ließ Hinkel seinen Sprecher noch vergangene Woche ausschließen, dafür sei es inzwischen zu spät.

Ist es scheinbar doch nicht: Er sei zu einem Tausch bereit, insofern die gleiche Bebauung möglich bleibe, erklärte Hinkel am Wochenende. Verantwortlich für den Sinneswandel sind offenbar der anhaltende Protest und Zweifel an der Umsetzbarkeit alternativer Zufahrtswege für den 60 Meter hohen Wohnungsturm. Anfang März hatte Wowereit im Streit um das Mauerdenkmal vermittelt, dass die Beteiligten eine andere Erschließung ohne neue Durchbrüche in der Mauer prüfen. Diese Prüfung sei zwar noch nicht abgeschlossen, sagte der Sprecher Hinkels. Doch eine Lösung zu finden gestalte sich „relativ schwierig“. Ebenso schwierig sei es, ein geeignetes Tauschgrundstück aufzutreiben. Ein solches müsse an der Spree liegen und über Anbindung nach Mitte verfügen.

Letzteres trifft auf die Stralauer Halbinsel nicht zu. Auf dortige Grundstücke im Portfolio des Liegenschaftsfonds verweist Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) seit Wochen, ebenso wie auf zum Verkauf stehende Flächen der landeseigenen Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft Behala im Osthafen, direkt an der Elsenbrücke.

Am Montagmorgen trafen sich Hinkel, Schulz und die Grünen-Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, und sprachen über mehrere alternative Ufergrundstücke. „Jedes davon hat einen Haken“, dämpfte Kapek die Erwartungen. Sie dementierte, dass das für den Umzug des Reggae-Clubs Yaam reservierte Gelände an der Schillingbrücke eine Ausweichmöglichkeit sei. Dort residierte früher der Club Maria, Hinkel hatte den Standort als interessant bezeichnet. Überhaupt müssen erst noch die Investoren auf dem Nachbargrundstück an der East Side Gallery einem Tausch zustimmen. Bisher haben sie dies abgelehnt. „In jedem Fall funktioniert ein Tauschgeschäft nicht ohne die Kooperationsbereitschaft des Senats“, sagte Kapek.

Auf diese hofft auch der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Christian Goiny: „Wenn der Investor zu einem Tausch bereit ist, dann sollten wir das als Chance begreifen.“ Dabei müsse die Suche nach einem Ersatzgrundstück nicht auf Bezirksflächen beschränkt bleiben. „Es ist gut, dass der Regierende die Angelegenheit zur Chefsache gemacht hat, denn mit seiner Autorität könnte er solch einer Einzelfallentscheidung Nachdruck verleihen“, sagte Goiny. Doch noch gibt sich die Senatskanzlei wortkarg: „Es laufen vertrauliche Gespräche“, sagte Wowereits Sprecher lediglich. Er wollte nicht bestätigen, dass es – wie von Hinkel kolportiert – an diesem Dienstag ein Gespräch aller Beteiligten mit dem Regierenden geben werde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • S
    Stratege

    Ich empfehle einmal einen Ausflug in andere europäische Städte! Dort kann man schöne und preisgekrönte Hochhäuser sehen - und nicht diese "Bauwirtschafts-Klötzchen" die auch noch 3-D-Visualisiert werden!

     

    In Berlin gibt es auch ein paar schöne Hochhäuser, ob GSW-Hochhaus, Waldorf-Astoria, den Kollhoff-Bau am Potsdamer Platz und das Le Corbusier Haus.

     

    Das was an der Spree entstehen soll ist einfach nur unterdurchschnittliche Architektur!

  • S
    @Stratege

    Bewohner einer 3,5 Mio. Stadt, die ein Problem mit Hochhäusern haben, sollten darüber nachdenken, ob sie nicht besser auf dem Land in Brandenburg leben möchten - garantiert maximal 2-stöckige Bebauung.

    Aber so sind sie halt die Berliner: Möchtegernhauptstädter, aber tief im innern doch nur Kiez-/Provinzspießer. Man muss sich ja nur mal die in den letzten Jahren am Alex und drumherum entstandenen Gebäude ansehen, um festzustellen zu welch grausligen Ergebnissen Stadtplanung führt, die Angst vor innovativer Architektur und Bau in die Höhe hat.

  • S
    Stratege

    Die geplanten Gebäude mit Luxuslofts sehen so "voll Scheissse" aus, man sollte ein Ersatzgrundstück in einer anderen Stadt aussuchen.

    Hier in Berlin ist es "Skyline-Verschmutzung".