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Archiv-Artikel

EUROPAS GRÖSSTE BANKENFUSION WIRD NICHT DIE LETZTE BLEIBEN In die Krise geboomt

Es wäre die größte Bankenfusion Europas: Die britische Barclays und die niederländische ABN-Amro wollen sich zusammenschließen. 67 Milliarden Euro soll der Deal kosten. Diese Megasumme lohnt sich nur, wenn die Gewinne steigen. Die Manager verfielen daher auf die beliebte Idee, 12.800 Stellen zu streichen und 10.800 Jobs in Billiglohnländer auszulagern. Wieder zeigt sich, wie eng Profit und Lohndumping zusammenhängen.

Diese Bankenfusion wird nicht die letzte bleiben. Auch die deutschen Privatbanken sind als Übernahmekandidaten immer wieder im Gespräch – schon weil sie im Gespräch bleiben müssen. Fusionen und Zerschlagungen sind inzwischen der einzige Trick, um zu verhindern, dass die sehr hohen Aktienkurse wieder sinken. Die Weltfinanzmärkte haben sich in die Krise geboomt.

Es sieht zwar glänzend aus, wenn sich der DAX seinem absoluten Höchststand nähert. Nur fehlt ein triftiger Grund für diese Aktieneuphorie. Die Unternehmensrenditen steigen kaum noch, zugleich mehren sich die Risiken. So könnte der starke Euro die Exportbilanz der Europäer trüben. Auch ist die Kreditkrise auf dem US-Immobilienmarkt keineswegs gebannt.

Doch jeder massive Zweifel könnte die Gefahr eines Crashs vergrößern. Es würde offenbar, dass allzu viel Geld um den Globus kreist und ratlos nach Anlagemöglichkeiten sucht. Also muss von Synergieeffekten, von Fusionen und Übernahmen fabuliert werden, um die Fantasie der Spekulanten zu befeuern. Die Börse erinnert oft an ein Glücksspiel nach dem Schneeballprinzip, das nur so lange funktioniert, wie niemand aussteigt. Jede Fusion zieht weitere Fusionen nach sich, weil alle Unternehmen verhindern wollen, dass sie feindlich übernommen werden. Doch irgendwann ist die Megafusion der Superlative nicht mehr zu toppen.

Und dann? Dann dürften die Börsianer darauf hoffen, dass irgendwer ihre Geschichte glaubt, der zufolge die Teile mehr wert sind als das Ganze. Die Megazerschlagung folgt auf die Megafusion. Wie bei DaimlerChrysler. ULRIKE HERRMANN