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EU kurz vor BeschlussZulassung von Gentech-Pflanzen

Drei gentechnisch veränderte Pflanzen könnten bald auf den europäischen Markt gelangen. Umweltschützer kritisieren das Vorgehen der EU-Agrarminister scharf.

Gentech-Mais: bald in der gesamten EU erhältlich. Bild: ap

BERLIN taz | Die EU-Agrarminister haben am Donnerstag den Weg freigemacht für die Zulassung von drei gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Ressortchefs erreichten am Donnerstag in Brüssel weder eine Mehrheit dafür noch dagegen, dass Produkte aus zwei Mais- und einer Baumwollsorte in Europa benutzt werden können, wie ein Diplomat sagte.

Die deutsche Ministerin Ilse Aigner (CSU) habe mit Ja gestimmt. Nun muss die EU-Kommission entscheiden, die sich bereits für die Zulassung ausgesprochen hatte. Deshalb dürften die Pflanzen bald in Europa verarbeitet, verkauft, aber nicht angebaut werden.

Die Anti-Gentech-Organisation Testbiotech kritisierte, die Pflanzen seien nicht ausreichend auf Risiken für Mensch und Umwelt untersucht worden. Das treffe besonders auf den Mais MON 89034 x MON 88017 des US-Herstellers Monsanto zu. Techniker haben für diese Sorte gleich mehrere Gene einer Pflanze verändert, sodass sie Gifte gegen Insekten produziert und gegen bestimmte Unkrautvernichtungsmittel resistent ist. Die Gifte des Maises seien neuartig und womöglich besonders gefährlich.

Dennoch hätten die Behörden dieses Problem bei einem der Gifte nicht analysiert. Die für die Beurteilung zuständige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) äußerte sich trotz einer taz-Anfrage zunächst nicht. Aktivisten bemängeln zudem, dass Gentech-Pflanzen den Trend zu umweltschädlichen Monokulturen begünstigten und die Abhängigkeit der Bauern von den Chemiekonzernen erhöhten.

Die Landwirtschaftsminister wollen noch Donnerstagabend eine Stellungnahme zu den Vorschlägen der Kommission für eine Reform der Agrarsubventionen verabschieden. Im Entwurf Ungarns, das derzeit den Ministerrat leitet, wird besonders die Forderung abgelehnt, künftig die Zahlungen an Großbetriebe zu begrenzen. Dieser Punkt sei unter den EU-Staaten Konsens, hieß es in Diplomatenkreisen.

Auf Skepsis stößt auch der Plan der Kommission, dass die Bauern künftig mehr für die Umwelt tun müssen, um die jährlich rund 60 Milliarden Euro Beihilfen zu erhalten. Die Staaten "zeigen sich besorgt über den möglichen Verwaltungsaufwand", stand in der Beschlussvorlage. Außerdem würden die europäischen Landwirte schon jetzt "bedeutende" Leistungen für die Umwelt erbringen. Die Bauern bewirtschaften mehr als 40 Prozent der Fläche der EU.

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8 Kommentare

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  • G
    guntherkummerlande

    Ich will nur noch raus aus der EU.

    Deutschland muss es schaffen ein

    Wirtschaftssystem aufzubauen, dass ohne

    dauerhafte Verschuldung existiert,

    fortschrittlich und menschlich und umwelt-

    erhaltend sich auswirkt.

     

    Unser Wille kein künstlichen neuen Risiken

    mit ungeahnter Resistenzausbreitung

    auf unseren Kontinent haben zu wollen, können

    wir in dieser korrupten Scheindemokratie

    nicht ausleben.

     

    Wenn in unseren Körpern durch artspringende

    Gentransfers Pestizide produziert werden,

    ist alles zu spät.

    Das kann unter Umständen eine schleichende

    Massenvernichtungswaffe sein.

    Die Menschheit darf nicht von Bayer oder Monsanto

    abhängen und wir dürfen uns von ein

    paar nobelpreisgeilen Koryphäen nicht entmündigen

    lassen. Die EU als Völkerentmündiger

    gehört abgeschafft!!!

    Ein kleiner Auszug:

    http://1000000taten.greenpeace.at/genreis.html

     

    Der Gentech-Reis von BAYER bringt nicht "nur" die üblichen Gefahren der Gentechnik mit sich. Er wurde gegen ein hoch giftiges Unkrautvernichtungsmittel resistent gemacht. Dieses Breitband-Herbizid, mit dem Wirkstoff Glufosinat-Ammonium, kann sich in den Körnern ansammeln.

     

     

     

    Die Beweislage gegen Glufosinat ist so stark, dass es zu den 22 in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien zählt, die in ganz Europa verboten bzw. nicht mehr neu zugelassen werden dürfen. (EU-Parlamentsbeschluss, Januar 2009):

     

     

     

     

    Eine Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission regte an, Glufosinat solle als "mögliche Gefahr für das ungeborene Kind" eingestuft werden und es könne "die Fruchtbarkeit beeinträchtigen" (C&L Working Group)

    "Glufosinat-Ammonium hat ernsthafte Auswirkungen auf die Reproduktionsfähigkeit" (EFSA, 2005)

    die Menge der toxischen Rückstände in Kartoffeln, bei denen Glufosinat eingesetzt worden war, stellen "ein akutes Risiko für Kleinkinder" dar (EFSA, 2005)

    Rückstände von Glufosinat befinden sich auch in Reisprodukten (US-Umweltschutzbehörde, EPA)

    Landwirte, die Glufosinat bei gentechnisch verändertem Mais einsetzten, waren schädlichen Giftkonzentrationen ausgesetzt, obwohl sie eine Schutzausrüstung verwendeten (EFSA, 2005)

     

     

    Außerdem besteht ein hohes Risiko für Säugetiere, Insekten und Wildpflanzen und es wird befürchtet, dass sich resistente "Super-Unkräuter" bilden können.

  • G
    guntherkummerlande

    Ich will nur noch raus aus der EU.

    Deutschland muss es schaffen ein

    Wirtschaftssystem aufzubauen, dass ohne

    dauerhafte Verschuldung existiert,

    fortschrittlich und menschlich und umwelt-

    erhaltend sich auswirkt.

     

    Unser Wille kein künstlichen neuen Risiken

    mit ungeahnter Resistenzausbreitung

    auf unseren Kontinent haben zu wollen, können

    wir in dieser korrupten Scheindemokratie

    nicht ausleben.

     

    Wenn in unseren Körpern durch artspringende

    Gentransfers Pestizide produziert werden,

    ist alles zu spät.

    Das kann unter Umständen eine schleichende

    Massenvernichtungswaffe sein.

    Die Menschheit darf nicht von Bayer oder Monsanto

    abhängen und wir dürfen uns von ein

    paar nobelpreisgeilen Koryphäen nicht entmündigen

    lassen. Die EU als Völkerentmündiger

    gehört abgeschafft!!!

    Ein kleiner Auszug:

    http://1000000taten.greenpeace.at/genreis.html

     

    Der Gentech-Reis von BAYER bringt nicht "nur" die üblichen Gefahren der Gentechnik mit sich. Er wurde gegen ein hoch giftiges Unkrautvernichtungsmittel resistent gemacht. Dieses Breitband-Herbizid, mit dem Wirkstoff Glufosinat-Ammonium, kann sich in den Körnern ansammeln.

     

     

     

    Die Beweislage gegen Glufosinat ist so stark, dass es zu den 22 in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien zählt, die in ganz Europa verboten bzw. nicht mehr neu zugelassen werden dürfen. (EU-Parlamentsbeschluss, Januar 2009):

     

     

     

     

    Eine Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission regte an, Glufosinat solle als "mögliche Gefahr für das ungeborene Kind" eingestuft werden und es könne "die Fruchtbarkeit beeinträchtigen" (C&L Working Group)

    "Glufosinat-Ammonium hat ernsthafte Auswirkungen auf die Reproduktionsfähigkeit" (EFSA, 2005)

    die Menge der toxischen Rückstände in Kartoffeln, bei denen Glufosinat eingesetzt worden war, stellen "ein akutes Risiko für Kleinkinder" dar (EFSA, 2005)

    Rückstände von Glufosinat befinden sich auch in Reisprodukten (US-Umweltschutzbehörde, EPA)

    Landwirte, die Glufosinat bei gentechnisch verändertem Mais einsetzten, waren schädlichen Giftkonzentrationen ausgesetzt, obwohl sie eine Schutzausrüstung verwendeten (EFSA, 2005)

     

     

    Außerdem besteht ein hohes Risiko für Säugetiere, Insekten und Wildpflanzen und es wird befürchtet, dass sich resistente "Super-Unkräuter" bilden können.

  • Q
    Qe (22.03.)

    Absichtlich steriles Saatgut? Noch nie so etwas Abartiges gehört.

     

    Konzerne wie M*n(ster)santo (Name unkenntlich gemacht) und ihre öligen Lakaien in der Politik (die man vielleicht an erster Stelle nennen sollte) verschärfen mit ihrem Raubtiergebaren einerseits auf dramatische Art die Abhängigkeit der Dritten Welt von der Ersten (und schaffen so Probleme für uns alle),

     

    andererseits versuchen sie mit Gewalt, der Natur ihre Vorstellung aufzuzwingen, wie diese zu funktionieren hat, und damit so kurzfristig wie möglich soviel Profit wie möglich zu erzielen (und schaffen so Probleme für uns alle).

  • E
    Es_reicht

    "Außerdem würden die europäischen Landwirte schon jetzt "bedeutende" Leistungen für die Umwelt erbringen"

     

    Ja und zwar durch die Anlegung von Monokulturen, Vergiftung, Überdüngung und Auslaugung von Böden, Massentierhaltung und ganz wichtig, die Erzeugung von homogenen Wiesenflächen zur Produktion von Silofutter und nebenbei, begünstigt durch weiteren EU-Subventionswahn, einen Exodus der afrikanischen Landbevölkerung, und das alles nur zum Wohle der Menschen und der Umwelt. Allerdings ist die Landwirtschaft letztlich auch nichts weiter als der dumm gehaltene Lakai von Agrarkonzernen wie Monsanto, BASF und Co und damit Spielball im Ringen um finanziellen Vorteil. Wessen Wohl letztlich hier gefördert wird, sollte man sich mal fragen!

  • K
    KFR

    Lässt sich sofort von Atom- auf Gen-technik übertragen; der nächste GAU ist schon vorprogrammiert und hinterher wills wieder keiner geahnt oder immer schon gewusst haben !

    Da müssen noch ganz andere "Still-legungen" folgen !

  • FG
    Friedrich Grimm

    Und wen ist Frau Aigner mal wieder bereit zu schützen und zu stützen? Natürlich den US-Konzern Monsanto, der nichts anderes verfolgt als die Weltmacht über unsere Ernährung. Wenn sich unsere EU-Parlamentarier dafür hergeben, dann müssen sie sich nicht darüber wundern, wenn immer mehr Menschen den Glauben an ein sozial geeintes Europa verlieren. Und Frau Aigner müsste man in die Wüste schicken. So weit meine Erinnerung zurück reicht, hat sich Sigmar Gabriel für die Verbraucher entschieden; aber er gehört ja auch keiner C-Partei an.

  • F
    FAXENDICKE

    Monsanto und CO hat USA und große Teile der dritten Welt von sich abhängig gemacht und jetzt ist Europa dran, denn letztlich sind auch hier die meisten Politiker/innen käuflich.

  • N
    Ndege

    Wenn die EU noch lange so weitermacht, wird sie als eines der größten Verbrechersyndikate und Unrechtsregimes in die Geschichte eingehen.