EU entdeckt Elektroauto: Die eierlegende Wollmilchsau
Das E-Gefährt soll das Klima retten, vor allem aber der Autoindustrie eine Zukunft verschaffen. Technisch allerdings gibt es noch einige Probleme zu lösen.
BRÜSSEL taz | Europas Politiker haben das Elektroauto als Wundermittel gegen Klima- und Wirtschaftskrise entdeckt. Im Januar legte Spaniens Regierungschef Luis Zapatero dem EU-Parlament dar, wie er unter spanischem Ratsvorsitz die europäische Wirtschaft mit einem großen Forschungsprojekt in Schwung bringen will. Bei den 80 Projekten, mit denen Deutschland und Frankreich ihre Zusammenarbeit wiederbeleben wollen, ist das Elektroauto vorn dabei. Und am Dienstag befassen sich die europäischen Wirtschaftsminister beim inoffiziellen Wettbewerbsrat in San Sebastián einen Tag lang nur mit der Mobilität aus der Steckdose.
Im Oktober will Peugeot gemeinsam mit Mitsubishi iOn auf den Markt bringen, ein E-Auto mit 130 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit und 130 Kilometer Reichweite. Deutsche und Franzosen wollen es grenzüberschreitend testen und haben sich auf einen Standard für Ladestecker und Abrechnungssysteme an den Tankstellen geeinigt. Andere EU-Länder dürften nachziehen und die neue Norm übernehmen.
Technisch allerdings gibt es noch einige Probleme zu lösen, bevor sich das E-Auto als Konkurrenz zum Ottomotor auf dem Markt etablieren kann. Der Ladevorgang dauert zu lang, die Reichweite ist zu gering, und die Batterien verlieren zu schnell an Leistungsfähigkeit. Deshalb fordert die Industrie staatliche Unterstützung bei der Entwicklung konkurrenzfähiger Prototypen.
Über Geld allerdings soll in San Sebastián nicht gesprochen werden. Die spanische Industrie-Staatssekretärin Teresa Santero hat angekündigt, man wolle eine "Absichtserklärung" verabschieden, sich auf EU-Ebene mehr zu engagieren. Die Kommission soll dazu einen Plan ausarbeiten.
Pünktlich zum Treffen hat Greenpeace zusammen mit anderen Umweltorganisationen eine neue Studie vorgelegt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass E-Autos tatsächlich zum Klimaschutz beitragen können, weil sie im Betrieb keine Schadstoffe produzieren, erneuerbare Energieträger eingesetzt werden können und die Energie besser ausgenutzt wird als bei Benzinmotoren. Allerdings ist die tatsächliche Schadstoffbilanz nur so gut wie die Bilanz der Stromquelle. Greenpeace fordert deshalb, dass die Mitgliedstaaten den Anteil an erneuerbaren Stromquellen erhöhen und den Mix an Batterieladestationen ausweisen. Außerdem müsse die Passage in der CO2-Verordnung abgeschafft werden, nach der ein Pkw-Hersteller seine schadstoffintensiven Benzinfahrzeuge durch den Verkauf von E-Autos ausgleichen kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag