EU-Vorgabe zu Auto-Klimaanlagen: Kältemittel erhitzt die Gemüter
Auto-Klimaanlagen müssen nach einer EU-Vorgabe klimafreundlicher werden. Doch die Autohersteller wollen sich nicht entscheiden, womit sie künftig kühlen werden.
BRÜSSEL taz | Die deutschen Automobilhersteller könnten die europäischen Umweltschutzvorgaben für Kältemittel in Klimaanlagen verfehlen. Davor warnten Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt (UBA) am Montag in Brüssel. Hier treffen sich bis heute Vertreter aus Politik und Wirtschaft zu einer internationalen Konferenz über natürliche Kältemittel.
Ab 2011 sollen neue Automodelle in der Europäischen Union nur noch zugelassen werden, wenn sie klimaschonende Kältemittel in ihren Klimaanlagen verwenden. Heute nutzen die meisten eine Chemikalie mit der Bezeichnung R134a. Diese erwärmt die Atmosphäre rund 1.400-mal so stark wie Kohlendioxid (CO2). Künftig sind nur noch Kältemittel erlaubt, die höchstens 150-mal so klimaschädlich sind wie CO2.
Für das UBA ist klar: CO2 selbst eigne sich bestens als Kältemittel. Allerdings braucht es modifizierte Klimaanlagen. Die deutschen Autobauer zögerten jedoch, diese in Auftrag zu geben, erklärt UBA-Expertin Gabriele Hoffmann. Dadurch werde es immer unwahrscheinlicher, dass 2011 Autos mit CO2-Klimaanlagen auf dem Markt seien.
"Wir brauchen eine globale Lösung", sagt Eckehart Rotter vom Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA). Es bringe nichts, wenn sich VW, BMW und Co. festlegten, während ausländische Hersteller andere Lösungen bevorzugten.
Eine Option ist ein neu entwickeltes chemisches Kältemittel mit dem Namen 1234yf. Dieses wäre für die PKW-Hersteller billiger, weil sie die Klimaanlagen kaum ändern müssten. Auch die Anforderungen der EU würde 1234yf erfüllen. Unklar ist jedoch, ob es auch sicher ist. Die Deutsche Umwelthilfe warnt beispielsweise davor, dass der "Chemiecocktail" gesundheitsgefährdend und leicht brennbar sei.
Auch für Christian Meineke vom Bundesumweltministerium handelt es sich bei 1234yf um eine "Technologie, die noch eine ganze Reihe von Fragen aufwirft". Die Verwendung von CO2 hingegen sei bereits erprobt, und die Entscheidung für ein Kältemittel müsse wegen der EU-Vorgaben schnell getroffen werden. Das aber werde "schwierig".
Beim VDA ist man optimistisch, die Klimaziele zu erreichen. Bislang seien Anforderungen der EU "regelmäßig erfüllt worden". Und schließlich gelten die Auflagen zunächst nur für neue Modelle, nicht für alle Neufahrzeuge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Lateinamerika und Syrien
Assads Freunde
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse