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EU-Staaten in AufruhrAus für Opel-Deal?

Nach dem Opel-Deal beklagen die EU-Mitglieder deutschen Protektionismus. Brüssel prüft die Berliner Hilfen beim Opel-Verkauf. Magna will hierzulande 4.500 Stellen streichen.

Umsonst aufpoliert? Die EU-Staaten kritisieren den deutschen Opel-Deal. Bild: dpa

BOCHUM taz | Die Europäische Kommission droht, den von der Bundesregierung geplanten Opel-Verkauf an den Zulieferer Magna zu boykottieren. "Es kann keine Beihilfe gewährt werden, ehe die Kommission nicht zufrieden ist, dass diese voll mit EU-Recht übereinstimmt", so ein Sprecher der Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes am Montag. Kroes könne sich nicht vorstellen, dass die Bundesrepublik Magna wie angekündigt mit bis zu 4,5 Milliarden Euro unterstütze, ohne zuvor grünes Licht aus Brüssel erhalten zu haben.

Die Wettbewerbskommissarin reagierte damit auf massive Kritik am Alleingang der Bundesregierung aus anderen EU-Mitgliedsstaaten, in denen Opel ebenfalls produziert. Besonders verärgert zeigte sich die Regierung in Belgien, wo 2.500 Arbeitsplätze wegfallen, falls das Opel-Werk in Antwerpen geschlossen wird.

"Die deutsche Regierung hatte nur ihre eigenen Interessen im Kopf", klagte Arbeitsministerin Joelle Milquet und forderte ein Eingreifen der Europäischen Kommission - "Es gibt keine echte europäische Koordinierung, das ist eine Schande." Belgiens Vize-Premierminister Didier Reynders hatte zuvor gefordert, der deutsche "Protektionismus" müsse auf europäischer Ebene untersucht werden.

Magna will 10.500 Stellen streichen

Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna hat bestätigt, nach der angestrebten Übernahme der Mehrheit bei Opel/Vauxhall etwa 10.500 Stellen streichen zu wollen. Etwa 4.500 Jobs sollten in Deutschland wegfallen, wie Magna-Vizechef Siegfried Wolf am Montag in Frankfurt am Main mitteilte. Opel hat in Deutschland derzeit rund 25.000 Beschäftigte.

Der Stellenabbau sei Teil der Pläne, die Magna für die Adam Opel GmbH verfolge, sagte Wolf. Magna will zusammen mit der russischen Sberbank 55 Prozent der Anteile an Opel/Vauxhall übernehmen. Um den angeschlagenen Autobauer zu retten, will das Konsortium Staatshilfen von 4,5 Milliarden Euro.

"Illegale Staatshilfen" dürfe die EU in keinem Fall dulden, so auch der britische Wirtschaftsminister Peter Mandelson. Die beiden Fabriken des Opel-Ablegers Vauxhall in Ellesmere Port und Luton arbeiteten hocheffizient, sagte Mandelson der BBC - und klang damit wie seine spanische Amtskollegin Elena Salgado.

Der Opel-Standort im nordspanischen Figuerulelas, wo die Modelle Corsa und Meriva vom Band laufen, sei das rentabelste und produktivste Werk des Konzerns in ganz Europa, betonte Salgado. Mandelson und Salgado stützen damit die Position der EU-Wettbewerbskommissarin. Kroes hält eine Schließung der Fabrik in Antwerpen für unvereinbar mit EU-Recht, da der belgische Standort rentabler arbeite als etwa die Bochumer Opel-Werke. Doch auch dort sollen nach Angaben des Bochumer Betriebsratschefs Rainer Einenkel 2.045 von europaweit 10.560 Arbeitsplätze wegfallen.

Entschärft werden soll der Streit um die Opel-Jobs mit einem Treffen am heutigen Dienstag in Berlin. Vertreter aller Opel-Standortstaaten beraten über die Verteilung der Staatsgarantien. Der deutsche Standpunkt dürfte klar sein. Den aus Brüssel angedrohten Ärger um deutsche Opel-Beihilfen wies Regierungssprecher Ulrich Wilhelm bereits zurück: Die Mittel stammten aus dem wegen der Wirtschaftskrise aufgelegten Kredit- und Bürgschaftsprogramm der Bundesregierung. Diesen "Wirtschaftsfonds Deutschland" habe die EU genehmigt.

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9 Kommentare

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  • A
    Anneliese

    Die EU, wie sie leibt und lebt: Lass mal die Anderen zahlen, solange ich davon profitiere, unterstütze ich es. Aber wehe, Einzelstaaten sehen ihre Felle davonschwimmen ... dann ist es auf einmal Protektionismus.

     

    Stünde das Werk in Antwerpen nicht vor der Schließung, würde man von der belgischen Regierung nichts hören. Liebe Belgier, es ist euch unbenommen, auch ein bisschen Geld beizusteuern.

  • A
    Amos

    Man kann sicher sein, dass ehemalige EU- Befürworter

    dieselbe schon oft verflucht haben.

  • C
    Carlo

    Unsere Regierung schmeißt schon wieder 5 Millarden zum Fenster raus. Das ist für mich das Resultat aus dem Magna-Deal.

  • PM
    Peter Maas

    Die EU-Kritik mag berechtigt sein, aber ein bisschen wundere ich mich schon über den Zeitpunkt. Haben die Kritiker bis jetzt damit gerechnet, dass die Sache schief geht? Immerhin ist doch schon seit Monaten klar, worauf das Ganze hinausläuft.

     

    @Axel: Sei froh, dass wir die EU haben. Immerhin gibt sie dir einen Grund, jeden Tag aufzustehen :)

  • DA
    Der alte Fritz

    Mich wundert eh, dass keiner früher bei der EU darauf gekommen ist.

    ROVER wurde deshalb nicht subventioniert und wurde daher platt gemacht.

    Warum dann nicht bei OPEL?

    Gleiches (EU)-Recht für alle...

  • H
    henningninneh

    Lieber Herr Dörken,

     

    vielleicht möchten aber die britischen, spanischen und belgischen Souveräne auch gefragt werden, wenn durch Deutschlands Opel-"Rettung" die dortigen Arbeitsplätze in Gefahr gebracht werden. Ist es dann nicht besser, wenn es eine Regelung gibt, die solche Beihilfen europaweit koordiniert?

  • AD
    Axel Dörken

    Na endlich tritt es ins öffentliche Bewusstsein, welche Kröte die derzeitige EU-Struktur für ein jedes Land ist!

     

    Es sollte doch wohl so sein, dass ein Land frei entscheiden kann, was es tun und lassen will.

     

    Andersherum sollte es, so es ein europäisches Volk gäbe, möglich sein, dass eine zentrale Europaregierung sozialen und ökologischen Aspekten Folge leistend, auch auf die Wirtschaft Einfluss nimmt.

     

    Doch genau da hakt es! Die Eu ist eine reine Wirtschaftsvereinigung. Von einem Konsens im sozialen oder ökologischen Bereich ist nicht einmal eine spur zu sehen!

     

    Aufwachen!

    Nein, gegen den Vertrag von Lissabon!

    Nein, gegen die "Glühbirnenverordnung"!

    Nein. NEIN! N E I N !

     

    Ich will, als Souverän gefragt werden, welche Gesetzen und Regelungen eingeführt werden!

     

    Die EU ist aktuell eine Diktatur gegen das Souverän! Durchgesetzt von Wirtschaftsunternehmen.

     

    Der EU-Vertrag von Lissabon hebelt grundliegende Menschenrechte aus!

     

    Wer in einer EU dieser Struktur streiken will, sollte sich bewusst darüber sein, dass Volksaufstände - und nichts anderes ist auch ein Streik - laut EU-Vertrag mit Waffengewalt daran gehindert werden darf!

     

     

    Vertrag von Lissabon - NEIN - DANKE!

    Das Souverän sollte die Macht haben und nicht irgendwelche geldgeilen Industriellen und Banker!

     

    Dafür stehe ich täglich auf, um mich dafür einzusetzen!

     

    Einigkeit und Recht und Freiheit! Demokratie, Gleichberechtigung! Daher ist eine umfassendere Mitbestimmung ein Muß!! Nicht nur für Deutschland!

     

    Europa braucht die Volksentscheide!

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

  • EK
    egal karl

    Entschärft werden soll der Streit um die Opel-Jobs mit einem Treffen am heutigen Dienstag in Berlin.

     

    äh ... heute ist montag 14.09.2009

     

    aber so ist halt die taz. immer die schnellste

  • S
    Stroh

    mal abgesehen davon ein hochverschuldetes Unternehmen retten zu wollen, fragt man sich, wenn denn schon, wer sich an den Zahlungen beteiligen will.