ESC-Kolumne Heimspiel: Es ist cool, nichts zu sagen
Es sind viele Medien in Düsseldorf präsent - eine Zeitung aber enthält nur Halbgares - die "Bild".
D as Blatt Bild ist spezialisiert auf Untenrumgeschichten, und in Sonderheit auf Storys, die aus dem traditionellen Schlagermilieu kommen. Allein: Stefan Raab arbeitet mit denen nicht zusammen - und insofern kommt diese Zeitung nicht an Lena heran, nicht einmal an halbwegs Zitierbares.
Raab wollte schon immer beweisen, dass man auch gegen Bild Erfolg haben kann, und als die ihm in Stockholm vor elf Jahren beim eigenen ESC-Auftritt versuchte, privat nachzustellen, entschied er sich zur Vollblockade. So bekam die Bild-Zeitung weder bei Max Mutzke noch bei Lena je einen Fuß in die Tür. Es ist cool, in Düsseldorf zu sagen: Nein, mit denen rede ich nicht.
Und so erklärt sich, weshalb die Bild von einem Pannen-ESC schrieb - weil die Tonleitungen einiger Kommentatoren vorgestern beim ersten Halbfinale keinen Sound transportierten. Der NDR wie die European Broadcasting Union gaben zwar an, dass die Misslichkeiten das Publikum in den 43 Ländern nicht am Zuhören und Zugucken hinderte, aber die Texte einiger Moderatoren nicht transportiere. Was ja auch öfters sein Gutes hat.
Aber Pannen-ESC? Es läuft alles wie am Schnürchen, und außerdem finde ich es sympathisch, wenn ein deutscher Veranstalter ein technisches Problem zu verzeichnen hat. Das, so ein dänischer Kollege, hätte doch niemanden ärgern müssen: Die Deutschen sind eben auch nicht mehr so perfekt.
Aber wahrscheinlich wird das in der Bild weiter stehen, was nur dokumentiert, dass man nicht am Ball ist, sondern draußen vor der Tür, um Wolfgang Borchert zu zitieren. Das Blatt hat einfach keine Street Credibility in dieser Szene - in der des Ralph-Siegel-Schlagers schon, aber die grämt sich ja nur noch, weil sie keine Freikarten für das Finale erhält. In Düsseldorf scheint die Sonne. Finnland gilt als Favorit, die Österreicherin ebenso.
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