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ESC-Gewinnerin Ruslana über die EM„Der orangene Geist lebt weiter“

Ruslana, ukrainischer Popstar, darüber, was von der Orangenen Revolution noch übrig ist, was sie selbst tun kann und was die EM den Menschen im Land bringt.

Statt Orange zählen während der EM nur die Nationalfarben: Ruslana in der Fanzone in Kiew. Bild: dpa

taz: Frau Lyschytschko, Sie waren ein Symbol der Orangenen Revolution 2004. Was taten Sie danach, um die politische Situation in der Ukraine zu verbessern?

Ruslana: Ich widmete Jahre meines Lebens, um mich für die Ukraine im Ausland einzusetzen. Mit meiner Musik, meinen Shows, meinem Auftreten.

Was können Künstler tun, um auf die Situation im Land aufmerksam zu machen?

Jeder sollte selbst entscheiden, welchen Beitrag er leisten kann. Ob es nun das Boykottieren der EM ist oder das Ansprechen der Probleme in den ausländischen Medien, um Druck von Außen zu provozieren. Es gibt kein Rezept, wie Prominente helfen können. Solange jeder tut, was er kann, ist es gut.

Würden Sie sich einer neuen Orangene Revolution anschließen?

Wenn es eine ähnliche Situation wie damals geben würde, immer.

Bild: ap
Im Interview: Ruslana Lyschytschko

39, gewann 2004 den Eurovision Song Contest in Istanbul. Vor der Orangenen Revolution unterstüzte sie den damaligen Präsidentschaftskandidaten Wiktor Juschtschenko. 2006 war Ruslana selbst für etwa eineinhalb Jahre Abgeordnete des ukrainischen Parlaments für Juschtschenkos Partei.

Seit 2004 ist viel passiert. Wo ist die Orangene Kraft in der Bevölkerung geblieben?

Es gibt sie noch unter den einfachen Bürgern, die die Revolution schon damals unterstützten. Aber das ist keine öffentliche Unterstützung. Wir wurden alle enttäuscht von der Regierung nach der Revolution. Man sollte nicht über eine ganze Nation urteilen, nur aufgrund der Fehler einer Regierung. Ich bin sicher, der Orangene Geist lebt weiter. Die Leute warten auf etwas, was sie zusammenbringt, auf etwas Großes.

Nun ist die EM im Land. Wäre das nicht eine Chance die Aufmerksamkeit zu nutzen und das Große zu starten?

Ich denke, wir müssen momentan über die politische Situation hinwegsehen. Die Besucher aus der ganzen Welt stärken gerade unser Selbstwertgefühl als Nation. Fußball bringt die Menschen zusammen und schafft Gemeinschaftsgefühl. Das ist momentan das Wichtigste.

Was bringt die EM den Menschen in der Ukraine sonst noch?

Egal, was wir für politische Skandale im Land haben, die EM brachte die Ukraine viel näher an Europa heran. Die ganzen Besucher im Land während der Spiele willkommen zu heißen – für viele Menschen ist das echte europäische Integration auf einer ganz persönlichen Ebene.

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