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ENTWICKLUNGSBERICHT DER WELTBANK: DIE LÖSUNGEN SIND BEKANNTDeutlich, scharf und wirkungslos

In ihrem Entwicklungsbericht mahnt die Weltbank die Industrieländer mit erstaunlicher Schärfe: Wenn ihr weiterhin den Problemen der armen Ländern gegenüber blind seid, wird sich euer Lebensstandard dramatisch verschlechtern. Die Bank, die selbst jahrelang umwelt- und sozialtechnisch umstrittene Projekte finanziert hat, tritt als Mahnerin für Nachhaltigkeit auf. Das könnte Anlass zur Hoffnung geben – nur: Keine der Weltbank-Forderungen ist neu.

Dass den armen Ländern ihre Schulden erlassen werden müssen, ist längst zum Gemeinplatz auf internationalen Konferenzen geworden und wird bei den allerärmsten auch schon umgesetzt. Aber das reicht nicht: Die reichen Länder müssen sich auf ein besseres internationales Finanzsystem einigen und dafür sorgen, dass Anleger aus aller Welt die kapitalbedürftigen Schwellen- und Entwicklungsländer nicht länger als Hochzinsparadies missbrauchen können. Sonst übersteigt deren Neuverschuldung jeden Schuldenerlass. Aber die Reformen des Finanzsystems scheitern immer wieder, vor allem am Widerstand der USA.

Auch versprechen die Industrieländer auf jeder größeren Fachtagung von neuem, ihre Entwicklungshilfe zu erhöhen. Doch wurden die Etats der meisten Länder in Europa sowie den USA in den 90er-Jahren drastisch zusammengestrichen. Und weil derzeit überall die öffentlichen Haushalte saniert werden, ist eine Kehrtwende nicht absehbar.

Ebenso alt ist die Erkenntnis, dass die Agrarsubventionen in den USA und in der EU abgeschafft werden müssen. Und die EU ist neuerdings auch auf gutem Weg, ihre Überschüsse aus der Landwirtschaft nicht länger für Spottpreise an die Länder Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas zu verkaufen. Die USA hingegen haben ihre Subventionen, entgegen aller Rhetorik, gerade erst wieder erhöht. Zudem verlangt die Weltbank von den reichen Ländern, ihre Märkte für Produkte aus Entwicklungsländern zu öffnen. Auch dies ist ein 20 Jahre altes Rezept von Dritte-Welt-Gruppen. Seit den 90er-Jahren hat sich einiges getan: Die ärmsten Länder dürfen fast alle Agrarprodukte ohne Schutzzölle in die EU einführen. Doch nach wie vor gilt die entwicklungshemmende Devise: Je weiter verarbeitet ein Produkt ist, umso höher sind die Zölle.

So beschränkt sich das Verdienst des Weltbankberichts darauf, die reichen Länder auf all das hingewiesen zu haben, was sie ohnehin schon wissen. Sie hat damit das Ihrige getan. Ab Montag ist es Sache der Teilnehmer des Weltgipfels in Johannesburg, die Forderungen in konkrete Verpflichtungen zu verwandeln. KATHARINA KOUFEN

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