EM-Eröffnungsspiel endet unentschieden: Jetzt ist Polen offen
Nach den ersten 45 Minuten scheint das Spiel bereits gelaufen. Doch die Griechen erkämpfen im EM-Eröffnungsspiel gegen Polen dann doch noch ein 1:1.
So lief das Spiel: Nach den ersten 45 Minuten schien das Spiel bereits gelaufen. Polen führte hochverdient mit 1:0 und hatte nach der Gelb-Roten Karte für den griechischen Verteidiger Sokratis einen Spieler mehr auf dem Platz. Doch es kam ganz anders nach der Pause.
Mit fünf Bundesligaspielern begannen die Gastgeber die Partie, die von Beginn an die Initiative übernahmen. Einer ersten Doppelchance nach vier Minuten folgte Angriff auf Angriff. Nach 14 Minuten kombinierten sich die Dortmunder Piszczek und Błaszczykowski über die rechte Seite, eine Flanke auf den völlig frei stehenden Lewandowski konnte dieser aus sechs Metern ins Tor nicken. Griechenland fiel einzig durch ungefährliche Standardsituationen auf und wäre nach 40 Minuten fast verdient 0:2 in Rückstand geraten. Polens Verteidiger Perquis demonstrierte, warum er kein Stürmer ist und schob den Ball am leeren Kasten vorbei.
Nach Gelb-Rot für den Bremer Sokratis noch vor der Pause, sanken die griechischen Aktien weiter. Doch der eingewechselte Salpingidis traf fünf Minuten nach Wiederanpfiff zum unverhofften Ausgleich. Nach einer Flanke von der rechten Außenbahn kam Gekas nicht an den Ball. Da aber auch keiner der Polen zur Stelle war, konnte Salpingidis ungestört einschieben.
Polen - Griechenland 1:1 (1:0)
Polen: Szczesny - Piszczek, Wasilewski, Perquis, Boenisch - Murawski, Polanski - Blaszczykowski, Obraniak, Rybus (70. Tyton) - Lewandowski
Griechenland: Chalkias - Torosidis, Sokratis, A. Papadopoulos (37. K. Papadopoulos), Holebas - Maniatis, Katsouranis, G. Karagounis - Ninis (46. Salpingidis), Samaras - Gekas (68. Fortounis)
Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)
Zuschauer: 58.145
Tore: 1:0 Lewandowski (17.), 1:1 Salpingidis (51.)
Gelbe Karten: Keine - Holebas, G. Karagounis
Gelb-Rot: Keine - Sokratis (44./wiederholtes Foulspiel)
Rot: Szczesny (68./Notbremse) - Keine
Sperre droht: Keine - Holebas, G. Karagounis
Besondere Vorkommnisse: Tyton (Polen) hält Foulelfmeter (71.) von Karagounis (Griechenland). (dpa)
Nach 70 Minuten und einer roten Karte für Poles Keeper Szczęsny hätte Griechenland per Elfmeter in Führung gehen können. Doch der griechische Kapitän Karagounis scheiterte vom Punkt. In der Folge verlor das Spiel weiter an Niveau. Die Chancen für einen griechischen Sieg blieben aus und auch die Polen konnten den griechischen Keeper Chalkias, der mit 38 Jahren sein erstes großen Turnier spielt, nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen. Am Ende ein verdientes 1:1.
Der Moment des Spiels: Nach einem wunderschönen Pass taucht Salpangidis frei vor Szczęsny auf und wird von diesem zu Fall gebracht. Während der bärtige Grieche seine Begeisterung herausbrüllt, trabt Arsenals Torhüter betrübt vom Platz. Für ihn kommt Przemyslaw Tyton, Polens dritter Torhüter. Völlig unvorbereitet stellt er sich dem griechischen Kapitän Karagounes entgegen und fischt den Ball aus der linken Ecke. Großes Kino.
Der Spieler des Spiels: Es wird ihn nicht trösten, aber Robert Lewandowski gebührt diese Ehre. Wie ein Irrwisch spurtete er jedem Ball hinterher, attackierte die griechischen Verteidiger, gewann dabei unzählige Bälle und war stets anspielbereit. Wenn er den Ball bekam, suchte er kompromisslos den Abschluss. Er hätte sich auch einen zweiten Treffer verdient gehabt.
Die Pfeife des Spiels: Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo musste unbedingt seinem Ruf gerecht werden, in jedem zweiten Spiel einen Platzverweis auszusprechen. Also schickte er noch vor dem Halbzeitpfiff Sokratis mit Gelb-Rot vom Platz, dabei stand dieser nur daneben, als Murawski ins Trudeln geriet. Zu dem Zeitpunkt wusste Carballo noch nicht, dass ihm der polnische Keeper Wojciech Szczęsny in der zweiten Halbzeit auch noch den Gefallen tun würde, ein klar rot-würdiges Foul zu begehen. Der Schiedsrichter ließ sich nicht lange bitten.
Die Schlussfolgerung: Griechenland kann sich den Titel abschminken. Denn die Tradition besagt: Nur wenn die Griechen im Eröffnungsspiel den Gastgeber schlagen, reicht es am Ende zum Titel. Für Polen sieht es nicht besser aus. Auch ihre Leistung wird nicht für den ganz großen Triumpf reichen.
Und sonst? Erstes Spiel der EM-Geschichte, das nicht in einem Stadion, sondern einer Turnhalle stattfand. Da es draußen in Strömen goss, ließ man das Dach geschlossen und das Wetter einfach draußen. Die Zuschauer, von denen kaum einer nicht in Rot und Weiß geschmückt war (außer ein paar blau-weißen Griechen und blassen UEFA-Funkionären) störte das nicht: Sie feuerten ihre Mannschaft frenetisch an, wirkten in der zweiten Halbzeit aber ziemlich niedergschlagen.
Vor dem Spiel gab es eine 12-minütige Eröffnungsfeier mit den gewohnten Bildern. Ringelreihen mit Anfassen, bunte Kostüme, komische Badehauben (obwohl das Dach geschlossen war) und menschliche Choreographien nach nordkoreanischem Vorbild. Auch die Fans wurden einbezogen. Sie formten mit farbigen Papptafeln die Fahnen aller Teilnehmerländer und den Begriff „Respect“. Danke UEFA.
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