ELFENBEINKÜSTE: WESTAFRIKA MACHT SICH AUF DEN WEG IN DEN KRIEG: Der Kongo darf sich nicht wiederholen
Genau so hat auch der Kongokrieg angefangen. Ein Teil des Militärs rebelliert, scheitert zwar mit dem Putschversuch in der Hauptstadt, besetzt jedoch wichtige Garnisonsstädte und übernimmt von dort aus die Kontrolle über die Hälfte des Landes. Die Regierung wittert ein böses Nachbarland am Werk, lässt Ausländer jagen und ruft dann selbst ausländische Truppen zu Hilfe.
Was in der Demokratischen Republik Kongo im August 1998 geschah, passiert nun, im September 2002, in der Elfenbeinküste. Angesichts dieses Präzedenzfalls zeugt es von erstaunlichem Optimismus, dass jetzt in der Elfenbeinküste Frankreich und die westafrikanische Regionalorganisation Ecowas die Regierung militärisch unterstützen wollen. Schlimmstenfalls könnte sich dies zum lang anhaltenden Bürgerkrieg und Regionalkonflikt entwickeln.
Die Regierung der Elfenbeinküste und ihre Unterstützer argumentieren, dass der Vergleich unzulässig sei: Die Rebellen der Elfenbeinküste seien einfach Terroristen, es gehe um den Schutz einer demokratisch gewählten Regierung. Außerdem sei die Elfenbeinküste ein funktionierendes Gemeinwesen, immerhin hinter Südafrika und Nigeria die drittgrößte Volkswirtschaft Schwarzafrikas, mit dem schon lange verelendeten Kongo nicht zu vergleichen. Aber wenn das stimmt, wie hat es dann eine Hand voll Soldaten ohne erkennbare Führung geschafft, einfach so die Hälfte des Landes unter ihre Kontrolle zu bekommen?
Die Elfenbeinküste steckt in einer Krise. Das Ende ihrer wirtschaftlichen Glanzzeit, die Millionen Einwanderer aus Nachbarländern anlockte, hat sie nicht überwunden. Ihre Politiker schaffen es nicht, ein funktionierendes Nebeneinander zwischen den verschiedenen Völkern und politischen Strömungen des Landes herzustellen. Stattdessen versucht eine Regierung nach der anderen, ihre Macht zu sichern, indem sie Teile der Bevölkerung entrechtet. Diese Spaltung der ivoirischen Nation auch noch per Militärintervention gegen den „inneren Feind“ zu stärken, vertieft die Krise, statt sie zu lösen. DOMINIC JOHNSON
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