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Archiv-Artikel

ELFENBEINKÜSTE, LIBERIA, NIGERIA: WESTAFRIKAS KRISEN ESKALIEREN Versagen der Großmächte

Fernab der irakischen Wirren überschlagen sich in einem anderen Teil der Welt die Ereignisse. In der Elfenbeinküste ist der Friedensprozess so gut wie zusammengebrochen, der Bürgerkrieg beginnt neu. In Liberia verschlimmert sich die Lage der Menschen dramatisch, nachdem die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen eskaliert sind. Und in Nigeria beginnt heute eine Serie von äußerst schlecht vorbereiteten Schicksalswahlen; wenn diese, wie zu befürchten steht, nicht friedlich und korrekt ablaufen, schadet das dem Ruf der Demokratie in ganz Afrika.

In all diesen Ländern ist die Einwirkung des westlichen Auslands erheblich. Als letztes Jahr in der Elfenbeinküste ein Bürgerkrieg begann, schickte die ökonomisch beherrschende Exkolonialmacht Frankreich Truppen und organisierte Friedensverhandlungen. Liberias Präsident Charles Taylor ist aus Sicht der USA ein zu verjagender Schlächter und Räuber; er ist unter Kapitel VII der UN-Charta mit scharfen Sanktionen belegt, und die gegen ihn kämpfenden Rebellen genießen ausländische Unterstützung. Nigerias Demokratisierung vor vier Jahren wurde mit viel Finanzhilfe und Beratung von außen begleitet.

Aber da die Irakkrise den Großteil der für internationale Diplomatie zur Verfügung stehenden staatlichen Arbeitszeit beansprucht, werden andere Krisengebiete vernachlässigt. Im Fall der Elfenbeinküste sehen zwar die beiden Friedensabkommen der letzten Monate Mechanismen zur internationalen Überwachung vor. Aber diese Mechanismen sind schwach und ihre Empfehlungen an die ivorischen Parteien verhallen ungehört. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Kriegstreiber langsam wieder Mut schöpfen.

In Liberia und Nigeria ist das Scheitern der Völkergemeinschaft noch offensichtlicher. Gegen kaum ein Land der Welt hat der UN-Sicherheitsrat schärfere Maßnahmen beschlossenen wie gegen Liberia – ohne sich dann im Geringsten für die Lage vor Ort zu interessieren. Statt einen Dialog in Gang zu setzen und korrekte Wahlen vorzubereiten, wird so der Krieg geschürt und die daraus resultierende Flüchtlingskrise ignoriert.

In Nigeria sind die hoch fliegenden Erwartungen beim Ende der Militärdiktatur einer internationalen Gleichgültigkeit gewichen: Es gab weder einen umfassenden Schuldenerlass noch eine massive Rückführung gestohlener Fluchtgelder; nennenswerte Auslandsinvestitionen blieben ebenso aus wie ein Umdenken der Ölindustrie beim Umgang mit den Bewohnern der Ölgebiete. Kein Wunder, dass auch die Nigerianer enttäuscht sind. Sie werden das zeigen. Hoffentlich nicht so wie in der Elfenbeinküste. DOMINIC JOHNSON