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EKD-Vorsitzende über Afghanistan"Wir brauchen eine klare Exitstrategie"

Zu Weihnachten fordert die Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland eine Exitstrategie für Afghanistan. Für sie sei es wichtiger, Frieden ohne Waffen zu schaffen.

Margot Käßmann ist evangelische Landesbischöfin und Vorsitzende der EKD. Bild: dpa

BERLIN rts | Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat einen möglichst baldigen Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan gefordert. Auch nach den weitesten Maßstäben der EKD sei dieser Krieg nicht zu rechtfertigen, sagte Käßmann der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom Donnerstag. Deshalb müsse die gewaltsame Auseinandersetzung möglichst rasch beendet werden.

Allerdings könne der Abzug nicht völlig überhastet stattfinden, weil man über die aktuelle Situation in Kundus erschrocken sei. Sondern es müsse über eine ruhige und geordnete Form des Abzugs nachgedacht werden. "Wir brauchen eine klare Exitstrategie."

Käßmann kritisierte, dass letztlich nicht der friedlichen Konfliktbewältigung sondern den militärischen Maßnahmen Vorrang eingeräumt werde. Dagegen sollte vielmehr über Möglichkeiten gesprochen werden, Frieden ohne Waffen zu schaffen. Dabei gehe es etwa um Vermittlung und das Unterbrechen von Finanzströmen durch eine Beendigung des Waffen- und Drogenhandels, der den Terror finanziere. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für einen friedlichen Neuanfang sei ohnehin nur mit friedlichen Mittel herzustellen.

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16 Kommentare

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  • B
    Barbara

    Sehr geehrte Frau Käßmann, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie als Ratsvorsitzende so deutliche Worte gefunden haben. Als wir gegen den Irakkrieg protestiert haben, wurde das kaum über die Lokalpresse hinaus bekannt. Jetzt ist Ihr Appell in aller Munde - gut so! Ich bin froh, dass damit meine Kirche auch gegen den politischen Mainstream den Mund aufmacht und echt protestantisch ist! Danke!

  • S
    Stefan

    Klar, der Abzug der schwerer bewaffneten Bundeswehr ermöglicht den leicht bewaffneten Polizei-Truppen die erfolge, die die schwerer bewaffnete Bundeswehr nicht ermöglichen konnte. Eine Erfolgsstrategie. Möge die Dame doch jeden einzelnen dann getöteten Polizisten segnen und bedauern.

  • V
    vic

    Na das hat noch gefehlt, die Frau Käßmann predigt Frieden. Was sollte sie sonst tun?

    Hat der Papst bereits getan und es war wirkungslos.

    Und "Frieden schaffen Ohne Waffen" ist zwar schön gesagt, aber auch schon sehr alt.

  • T
    theologe&christ

    es freut mich eine derartige stellungnahme meiner kirche zum krieg in afghanistan zu hören! er ist in der tat mit keinerlei kirchlichen maßstäben (sh die hervorragende EKD-Friedensdenkschrift vom letzten jahr; sie zu lesen hätte die dümmsten äußerungen hier verhindern können) vereinbar, gleichzeitig muss m.e. ein abzug geordnet geschehen.

    bravo!

  • MN
    Mister Niemand

    ICh finde es überaus "begrüßenswert" dass jemand wie Frau Käßmann diesen Krieg so dezidiert anprangert und als Vorsitzende einer so großen Organisation wie der evangelischen Kirche, welcher immer noch mIllionen menschen in der BRD angehören, sich dazu äußert. Immerhin hat Religion mit vielen Lebensbereichen zu tun und so ist es auch legitim dass Frau Käßmann eine politische Position vertritt.

    Nicht alle Kirchenmitglieder oder der ganze Klerus segnet Waffen und erteilt Soldaten die Absolution... Also dass ist vielleicht ein Grund aus der Kirche auszutreten, aber bei H. MArtin ging es dann wohl doch eher um die Zahl auf der Lohnsteuerkarte. DasGeld der liebe Gott =)

     

    und @Weihnachtsmann: bitte mal nicht die Taliban mit den Nazis oder dem "Führer" vergleichen!!! das ist ja so links(sarkasmus)! Und dann auch gleich mal das DIE "EKD" erst 1945 gegründet wurde und das Menschen aus der Kirche wie Dietrich Bonhoeffer, sich sogar militant gegen die NAzis gewehrt haben! Du hast auch so deine Feindbilder im KOpf gell?

    Ja ein frohes Fest

  • M
    Martin

    @ Weihnachtsmann: der Krieg in Afghanistan ist also eine Art Krieg wie gegen Hitler? Ja, klar. War ja schon beim Krieg gegen Serbien laut Joschka Fischer ein Krieg gegen einen Holocaust. Oder anders gesagt: was wären heutige Kriege ohne die Nazis? Einfach nur Kriege, Morde und Leichen. Schön zu wissen, dass man die Verbrannten von Kunduz 'vernichtete', wie man es 1940 bei den Nazis hätte tun müssen, lieber Weihnachtsmann. Hier hat die Idiotie eines historischen Vergleichs jeden Maßstab verlassen, übrigens auch bei Obama....

  • KK
    Klaus Keller

    @Von Tobias:

    Jesus Christus und seine Botschaft ist politisch,

    seine Aufforderung die Spirale von Angst und Gewalt zu durchbrechen wird nur von den Christen nicht gelebt.

     

    Frau Käßmann will mit ihrem Truppenabzug auf den gerechten Frieden warten, der lange auf sich warten läßt.

     

    Wir haben ihn in Deutchland auch nicht.

     

    klaus keller

  • KK
    Klaus Keller

    Die EKD könnte ja anfangen in dem sie ihre eigenen Truppen abzieht.

    Die Bundeswehrführung wird entlastet wenn sich jemand um die "Seelen" der Soldaten kümmert, damit sie auch weiterhin die Grundsätze der Bergpredigt mit Füßen treten können ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

     

    PS der Schwarzmarkt mit Heroin bricht zusammen wenn die erwachsenen User/Abhängigen ihren Stoff für ein Paar € in der Apozheke kaufen können.

    Die Bayer AG informiert betimmt gerne.

    siehe das Fläschchen auf

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heroin

     

    Womit ich das Zeug nicht verharmlosen will!

     

    Die Frage ist aber wer vom jetzigen Verbot profitiert, außer den Taliban.

     

    klaus keller hanau

  • KK
    Klaus Konold

    Frau Käßmann glaubt aber nicht allen Ernstes, eine neue Idee in die Welt gesetzt zu haben.

    Allerdings muss ihr beigepflichtet werden - denn je mehr moralische Instanzen den Mund zu diesem kläglichen Versagen deutscher Politik aufmachen, desto besser.

  • HM
    H. Martin

    Ich habe meine private "Exit-Strategie" gegenüber der EKD vor vielen Jahren mit meiner ersten Lohnsteuerkarte realisiert und habe es nie bereut!

     

    Bundeswehrsoldaten nützt der Austritt nichts: Der von Pfaffen durchgeführte "Lebenskundliche Unterricht" ist seit 2008 für alle Soldaten verpflichtet, wodurch der Staat den Kirchen beste Missionsgrundlage gibt.

     

    Wer noch in der Kirche ist, lese doch den folgenden Artikel über Geschichte und Gegenwart der deutschen Militärseelsorge:

    http://www.ibka.org/artikel/ag02/militaer.html

  • T
    Tobias

    Die Dame hätte Politikerin werden sollen. Dass die höchste Repräsentantin der EKD ihr Amt ständig zur Verbreitung politischer Botschaften missbraucht, zeigt, wie skandalös wenig es in dieser Kirche noch um Jesus Christus und seine Botschaft geht. Frohe Weihnachten!

  • AE
    A. Elisabeth

    das ist doch völlig klar, liebe frau käßemann.

    bla, bla, bla

  • A
    Amos

    Die Strategie ist doch wohl klar. Es geht um die

    Erdölvorkommen um und in Afghanistan.

  • R
    rabe

    "Truppenabzug jetzt! Frieden statt Krieg!"

    Fuldaer Erklärung des DGB Kreis Fulda!

     

    online unterschreiben:

    https://www.frieden-mitmachen.de/29/truppenabzug_jetzt!_frieden_statt_krieg!

  • W
    Weihnachtsmann

    Wenn die erst mal kommt, gehen die Taliban bestimmt von alleine. Warum hatte diese Botschaft 1940 niemand den Allierten gesagt? Wär doch bestimmt besser für alle gewesen, wenn Hitler durch pures Reden vertrieben worden wäre. Warum also nicht? Ach ja, die EKD stand ja hinter dem "Führer"...

  • W
    wolfo

    "Allerdings könne der Abzug nicht völlig überhastet stattfinden, weil man über die aktuelle Situation in Kundus erschrocken sei. Sondern es müsse über eine ruhige und geordnete Form des Abzugs nachgedacht werden".

     

    Das ist mir zu staatstragend, auch die Staatskirchen wagen sich keinen Zentimeter weiter heraus, als die herrschenden Autoritäten (Minister) dies vorzeichnen.

     

    Es wird immer deutlicher, dass wahre Autorität nach klarer unkonformistischer Staatsferne, echter Unabhängigkeit, selbstloser Liebe verlangt.

     

    Wann denkt endlich jemand endlich mehr als ein Jahr voraus?