EIN AUSFLUG IN SPREEWELTEN : Traurige Pinguine
Der Winter ist hart, das Alter drückt, was also tun an einem Wochenende in Berlin? Wir entschieden uns für eine familienfreundliche Variante – und damit ich selbst auch etwas davon habe, wählte ich die Therme im Süden, das Bad „Spreewelten“ in Lübbenau im Spreewald. Und zwar wegen der Pinguine.
Vor etwa zehn Jahren hatte ich einen ganzen Roman eines ukrainischen Autors gelesen, weil ein Pinguin darin eine tragende Rolle spielte, nämlich Andrej Kurkows „Pinguine frieren nicht“. Es geht dort um einen Autor von Nachrufen und um seinen herzkranken Pinguin, der unter Depressionen leidet, weil es ihm permanent zu warm ist. Immer mal wieder besucht der Pinguin seinen menschlichen Mitbewohner in der Küche, und weil dieser nicht minder depressiv scheint, starrt er ihn eine Weile an und lehnt sich dann manchmal ein wenig an ihn. Am Wochenende des Familienausflugs stellte ich mir vor, dass ich beim Schwimmen in Lübbenau hin und wieder Pinguine in lässiger Pose im Schwimmreifen umrunden müsste. Dass sie mir mit einem Flügel zuwinken würden. Und dass sie sich miteinander schnatternd vor der Schnitzel- und Pommesausgabe der Cafeteria anstellen würden.
Es war wahrscheinlich ein Fehler, diesen Vorstellungen nachzureisen. Die Therme „Spreewelten“ verfügt über ein Außenbecken mit beheiztem Wasser, das aber bei Temperaturen wie den derzeitigen nicht heiß genug ist, um sich darin länger als fünf Minuten aufhalten zu wollen. Am Ende des Außenbeckens befindet sich die Glasscheibe zum Pinguin-Gehege.
Als wir ankamen, war die Schaufütterung gerade vorbei. Paul, Tilly und die anderen standen auf ihren Steinen. Sie verdauten. Sie wirkten eher traurig. Und sie dachten natürlich nicht mal im Traum daran, ins Wasser zu springen und Kontakt zu frierenden Menschen aufzunehmen. SUSANNE MESSMER