EDITORIAL : Pro Quote, aber ohne ProQuote
Das war eine tolle Nachricht: Die Frauen von ProQuote übernehmen die taz! Nun, nicht die ganze taz – die ProQuote-Frauen kommen zwar mehrheitlich aus Hamburg, ein kleines gallisches Dorf vor ihrer Haustür haben sie aber nicht geschafft mitzuannektieren: die taz.nord. Dabei wären wir doch so gerne …
Wir haben uns also entschlossen, eine Ausgabe im Sinne von ProQuote zu machen. Wobei: Da fangen die Probleme ja schon an. Die zentrale Forderung ist ja, dass Frauen in die Schaltstellen der Macht kommen. Alles weitere, inhaltliche, soll sich daraus von selbst ergeben. Und sind Frauen nicht so verschieden, so bunt und, ja, auch unberechenbar wie das Leben selbst? Und ist das Quotenthema nicht eigentlich ein überregionales, ja ein Weltthema, das im Regionalen kaum zu verorten ist?
Erschwerend kommt hinzu, dass es mit der Frauenquote bei der taz.nord nicht zum besten bestellt ist: Gerade mal 42 Prozent der Redaktionsköpfe sind weiblich. Und würde man Teilzeitstellen gewichten, sähe es noch weitaus übler aus. So, das musste mal raus. Und, um weiter aus dem Nähkästchen zu plaudern: Nur eine knappe Mehrheit unter den taz.nord-Frauen ist überhaupt für die Quote.
Unter solchen Umständen hat es etwas Karl-May-Haftes, wenn wir eine ProQuote-Ausgabe machen. Sei’s drum. Wir haben es immerhin versucht. Winnetou haben wir schließlich auch gern gelesen, obwohl Karl May nie im Wilden Westen war. DIE REDAKTION