EDITORIAL : Wir hoffen
Dieses Jahr war eines der besonders schlechten Nachrichten. Aus Westafrika, Syrien und Osteuropa kamen Meldungen des Horrors. Und die Konflikte der Welt erreichten durch die Ankunft von Flüchtlingen auch die wohlhabenden Teile Europas. Populistische Bewegungen versuchen nun, die Standards des Mitgefühls und der Solidarität für in Not geratene Menschen außer Kraft zu setzen.
Um den schlechten Nachrichten zumindest etwas entgegenzusetzen, widmen wir die Weihnachtsausgabe der taz dem Thema Hoffnung. Mit Geschichten über Menschen, die allen Miseren zum Trotz weitermachen. Mit Blicken auf Tunesien, mit Berichten aus Ländern im ökonomischen Aufbruch, mit Überlegungen des Philosophen Markus Gabriel. Wir beschreiben, wie eine Familie trotz Krebsdiagnose versucht, ihren Alltag miteinander zu leben. Und wir erzählen, wie ein Berliner Paar einer syrischen Familie beim Neustart hilft.
Es gibt Prognosen für 2015: Einer hofft auf die besten Platten in alten Flohmarktkisten, und einer wünscht sich, dass Dortmund doch nicht absteigt. Und es gibt ein ehrliches Bekenntnis der Sehnsucht nach Liebe.
Hoffnung wohnt allen Handlungen inne. Sie war Triebfeder sozialer Bewegungen und Revolutionen, sie zu haben ist die Voraussetzung für Veränderungen. Eltern haben sie für ihre Kinder, oft für ein besseres Leben. Und fast jede und jeder hat sie für sich selbst. Hoffnung erfüllt uns, wir halten sie so lange aufrecht, wie wir können. Aber sie ist kein Versprechen: Sie erfüllt sich, oder sie erfüllt sich eben nicht.
Mit Hoffnung beginnt unser Tag, und meistens endet er mit ihr – und wenn es nur das Hoffen darauf ist, dass die Dinge morgen, vielleicht erst übermorgen oder nächstes Jahr besser werden. Was kommt, kann schön sein oder schrecklich, dunkel oder hell.
Wir wünschen Ihnen gute Lektüre!
PATRICIA HECHT, JAN FEDDERSEN