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Durchs DröhnlandFette Gefühle

■ Die besten und schlechtesten Konzerte der kommenden Woche

Die aktuelle musikalische Daseinsform von Lars Rudolph, dem zuletzt eher durch Film und Theater ins Blickfeld gerückten Trompetensänger und Clownseintänzer der verblichenen Stan Red Fox, heißt Ich schwitze nie und widmet sich dem goldenen Zeitalter des deutschen Schlagers. Rudolph parodiert, blubbert und bläst die 20er Jahre, ihre Häfen und ihre Sehnsucht zu bisher nicht für möglich gehaltenen Obskuritäten. Dann müssen auch noch Trio dran glauben.

18.4, 22.30 Uhr, Roter Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Daß vier Fünftel von Sinai an der Musikhochschule studiert haben, hört man dem Berliner Quintett an. Fast schon zu versiert bauen sie in ihren Allerweltsrock Ethno-Einflüsse ein und versuchen sich an Crossover-Ausflügen bis zum Hardrock. Da mag Sandra Baschin noch so viel Gefühl in ihre Gesangsparts legen, das Ergebnis wirkt dann doch eher steril und berechnend.

18. und 19.4., 22.30 Uhr, Haus der Kulturen der Welt, John- Foster-Dulles-Allee 10

17 lange Jahre lang gab es NoRMAhl, dann hatte selbst Sänger Lars Besa genug und löste seine Band auf. Als L.A.R.S. fügt er dem musikalischen Vermächtnis seiner eigenen Deutschpunk-Pioniere allerdings kaum Neues hinzu, vielleicht ist er ein wenig rockiger geworden. Die Totenhosierung schreitet auch hier voran. Und wenn man sich mit „Punk ist keine Religion“ von den Puristen im eigenen Lager distanziert, hört sich die Musik dazu fast wie von den Puhdys an, die dann auch noch ausdrücklich mit einer Coverversion von „Wenn ein Mensch“ vom „Paul und Paula“-Soundtrack gewürdigt werden. Außerdem zu Ehren kommen: Franz-Josef Degenhardt, Hannes Wader, Günter Wallraff und „Die Moorsoldaten“. Ist wirklich wahr. Dann doch zeitgemäßer sind die fröhlich-flotten KillRays, gegründet von den englischen Gebrüdern DeGennaro in Frankfurt am Main. Man ist auf dem besten Wege, das Punkrock-Revival gewinnbringend zu nutzen: So hat Sony bereits einen Song für einen Werbeclip eingekauft. Caught In The Act wurden mit einer Coverversion von „Love is Everywhere“ verärgert.

19.4., 21 Uhr, Trash, Oranienstraße 40/41

Für Freunde der Authentizität hier das wöchentliche Singer/ Songwriter-Paket: Vier Gitarren und vier Männer, die klagend ihre Stimmen erheben. Die jugendliche Romeo-Variante bringt Neal Casal, der gerade erst mal 28 ist, aber trotzdem schon ganz schön traurig. Die Mundharmonika weint, und verlassen ist der Barde, der die Liebste nur durchs Fenster betrachten darf. Chris Burroughs schlägt etwas härtere Töne an und hat sich für seine Aufnahmen illustre Menschen engagiert, die schon bei Bob Dylan, Jonathan Richman, Naked Prey oder Giant Sand gespielt haben. Weil Burroughs sehr gerne über Wüstenweite, endlose Highways etc. singt, ist sein Sound denn auch etwas kräftiger und erdiger. Komplettiert wird der Abend von Chris Deschner und Leeman.

21.4., 20 Uhr, Huxley's Cantina

Schon als The Make Up noch Nation of Ulysses hießen, lasen sich die Liner-Notes und Texte der Mannen aus Washington D.C. wie avantgardistische Manifeste, auch wenn nicht genau festzustellen war, wie ernst gemeint das war. Vom Punkrock aus dem Fugazi-Umfeld ist man etwas abgekommen, hat einen dürren, klapprigen Garagenrock entdeckt, der aber trotzdem nicht auf Glamour und Glitter und die große Geste verzichten will. Dann gospelt es sogar. Eine Band auf dem Weg zur Weltrevolution – und noch unterhaltsam dabei. Unglaublich, dreist, verwegen, grandios, kurz: das Pflichtprogramm der Woche.

Mit Golden Showers (Berlin), 21.4., 22 Uhr, Tacheles, Oranienburger Straße 54

Früher einmal nannte er seine Band Mad Alvis. Inzwischen ist er als Lord Alvis and the Upper Crust bei Burt Bacharach angekommen. Der Pomp wird zwar weggelassen, aber die fetten Gefühle taumeln immer noch durch diese Salonmusik, auch wenn die Noten ganz leise gespielt werden. Man muß sich setzen, die Augen schließen, sich Las Vegas vorstellen und eine Showtreppe, von der vor Alvis schon Dean Martin und Frank Sinatra hinabwandelten.

22.4., 22 Uhr, Franz, Schönhauser Allee 36–39

In der Karibik hat man es sich einfach gemacht: Da nennt man die Musik, zu der man am liebsten tanzt, einfach Zouk, was übersetzt schlicht „Party“ bedeutet. Beherrschendes Instrument beim Zouk ist das Banjo, natürlich neben der Percussion. Kali kommt aus Martinique und ist zu Hause ein Star. Zusammengearbeitet hat er schon mit Rita Marley und Manu Dibango.

23.4., 21 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176

Noch mal Neopunk, auch diesmal flott, wenn auch etwas verhangen dabei und eher würdevoll. Placebo sind zwar nicht richtig berühmt, aber verkaufen reichlich Platten. Und durften David Bowie bei dessen Geburtstagsfeier im Madison Square Garden gratulieren.

24.4., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz

Der Kastrierte Philosoph Matthias Arfmann produziert Killed on X-Mas, aber da kann man leicht auf falsche Gedanken kommen. Bei dem Rostocker Trio geht es nicht um fragile Songkonstruktionen, sondern darum, die Gitarren möglichst bestialisch und den Gesang gemein klingen zu lassen. Es wäre Gothic, wenn es nur ein kleines bißchen romantisch sein wollte. So ist es wohl Industrial ohne Elektronik. Oder einfach schweineschwerer Metal, der keine Gefangenen macht.

24.4., 22 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Eintritt frei! Thomas Winkler

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