: Duras nicht als Zeugin im Barbie–Prozeß
■ Die Schriftstellerin war vom Anwalt des ehemaligen Gestapo–Chefs von Lyon, Jaques Verges, geladen worden
Paris (taz) - Die französische Schriftstellerin Marguerite Duras will nicht als Zeugin der Anklage im Barbie–Prozeß auftreten. Neun Zeugen der Verteidigung hatte der Anwalt von Barbie in Lyon, Verges, in dieser Woche benannt. Unter ihnen auch die graue Eminenz des zeitgenössischen französischen Romans. Doch Marguerite Duras wird erwartungsgemäß nicht in Lyon erscheinen. Ihre Entscheidung begründete sie in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an Verges. Diese Absage müßte Jacques Verges nicht überraschen. Für ihn dürfte es maßgeblich gewesen sein, daß der Name Duras in der Barbie–Affaire nun gefallen ist. Anlaß für die Zeugeneinladung fand Verges in dem 1985 von Marguerite Duras veröffentlichten Roman „La Douleur - der Schmerz“. Darin berichtet sie, wie eine junge Resistancekämpferin - offenkundig sie selbst - einen französischen Kollaborateur des Nazi–Regimes verhört und foltert. Innerhalb der Resistance steht zudem der Name Duras in enger Verbindung mit dem Franois Mitterrands. Beide trafen sich in der Zeit des Widerstands häufig. Mitterrand rettete bei der Befreiung Dachaus dem Mann von Duras das Leben. Als weitere Zeugen zitierte Verges unter anderem zwei Opfer der französischen Folter in Algerien.
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