: Düvel schmeißt hin
■ Sächsisches SPD-Wahlteam verliert seinen Schatten-Wirtschaftsminister
Dresden (taz) – Hasso Düvel, der Schatten-Wirtschaftsminister in der Wahlkampfmannschaft des Biedenkopf-Herausforderers Karl-Heinz Kunckel (SPD), hat das Handtuch geworfen. Am späten Mittwoch abend stellte er den Landespartei- und Fraktionschef Kunckel telefonisch vor vollendete Tatsachen.
Düvel begründete seinen Rücktritt mit dem mageren Abstimmungsergebnis über seinen dritten Listenplatz auf der SPD-Landesdelegiertenkonferenz am vergangenen Wochenende.
Nur 36 der 55 Delegierten hatten für den sächsischen IG-Metall- Chef votiert. Der aus Niedersachsen kommende Gewerkschafter sieht in dieser Schlappe keine „überzeugende“ Basis für das von ihm vertretene und auch im SPD- Regierungsprogramm formulierte Konzept einer „integrierten Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik“.
Der überraschte Fraktionschef Kunckel übt derweil das Pfeifen im Walde: „Die Inhalte des Regierungsprogrammes sind durch das Ausscheiden von Hasso Düvel nicht berührt.“ In das Programm seien „wesentliche Positionen“ der Gewerkschaften eingeflossen.
„So richtig verstehen“ könne er selbst den Rücktritt Düvels nicht. Kunckel selbst hatte sein Zugpferd erst im Herbst in die Wahlkampftruppe geholt. Nach der Delegiertenkonferenz mußte er bereits „Integrationsprobleme von Gewerkschaftern und West-SPDlern“ eingestehen.
Als Nachfolger des Gewerkschafters präsentierte Kunckel gestern den Finanzexperten seiner Fraktion, Friedemann Tiedt, der das Finanzressort auch in der Wahlkampfmannschaft bearbeitet.
Angeschlagen sind die Herausforderer der in Sachsen allein regierenden Christdemokraten nicht erst seit Düvels Rücktritt. Mehrere Köpfe des Sozi-Schattenkabinetts sind von der Basis bereits auf zweistellige Listenplätze gesetzt worden. dek
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen