Dubai in Finanznot: Auf Sand gebaut
Das Platzen der Immobilienblase in Dubai hat den Finanzmärkten der Welt einen Schrecken eingejagt. Er herrscht Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des arabischen Emirats.
Angesichts der Finanznöte Dubais herrschte auch am Freitag noch an den Börsen weltweit Verunsicherung. Als das arabische Emirat um Zahlungsaufschub für seinen Staatskonzern Dubai World bitten musste, hatte am Donnerstag ein Kursrutsch eingesetzt, der an den asiatischen Börsen von Tokio bis Hongkong anhielt. In Europa erholten sich die Aktien zwar wieder ein wenig, doch die Nervosität blieb. Zu deutlich führten die Probleme am Persischen Golf den Anlegern die weiter bestehenden Risiken auf den globalen Finanzmärkten vor Augen.
Zu Dubai World gehört auch die durch den Bau der künstlichen Inseln in Palmenform bekannt gewordene Baufirma Nakheel. Vor nicht allzu langer Zeit hätte das boomende Scheichtum die jetzt fälligen 3,5 Milliarden Dollar für seinen Konzern wahrscheinlich einfach so überwiesen. Dass es dazu jetzt nicht in der Lage war, ließ Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Emirats selbst aufkommen, das mit fast 60 Milliarden US-Dollar im Ausland verschuldet ist. Obwohl die meisten westlichen Banken ihr Engagement in Dubai als geringfügig bezeichnen, stießen Aktionäre massenhaft Bankaktien ab. Und weil diverse andere Emirate große Aktienpakete an europäischen Konzernen besitzen - etwa Abu Dhabi an Daimler, Katar an Porsche -, sind auch die Aktien dieser Firmen abgeschmiert.
Seit einiger Zeit schon geht auf den internationalen Finanzmärkten die Sorge über neue Blasen um. Die erste ist nun geplatzt. Dubai hatte sich als Handels-, Finanz- und Tourismusdrehscheibe für die arabische Welt zu etablieren versucht. Sichtbarster Ausdruck der neuen Rolle war der gigantische Bauboom. Anfang Januar soll mit dem Burj Dubai das höchste Hochhaus der Welt eröffnen. Der Immobilienmarkt macht inzwischen fast die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Doch der Boom entpuppte sich als schuldenfinanzierte Immobilienblase. Der Leerstand ist gewaltig, viele der Megabaustellen liegen inzwischen still.
Gerät die Welt jetzt in eine neue Finanzkrise? Nachdem der erste Schreck verdaut ist, winken Experten eher ab. "Die Märkte sind nervös", sagte Deutsche-Bank-Analyst Stefan Bielmeier der taz. "Sie hatten eine Jahresendrally erwartet und jetzt die Nachrichten aus Dubai als Anlass für Gewinnmitnahmen genutzt." Doch glaubt Bielmeier nicht, dass dies schon die Trendwende sei: "Dubai wird keine langfristigen Auswirkungen auf die Märkte haben."
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