: Druck für „Druckraum“
■ Lagerhaus Schildstraße fordert Treffpunkt für Drogenabhängige: Miteinander statt Polizeipräsenz
Einen Treffpunkt für Fixer mit „Druckraum“ soll Sozialsenator Henning Scherf in möglichst „zentraler Lage“ einrichten. Mit dieser Forderung hat sich jetzt der Hausrat des Kulturzentrums Lagerhaus Schildstraße an den Senator gewandt. Drogenpolitik, begründen die Lagerhaus-Initiativen ihren Appell, dürfe sich nicht „auf das Angebot von Langzeittherapien und Verwaltung des Elends beschränken“, sondern müsse auch die Lage „derjenigen erträglicher gestalten, die derzeit nicht in der Lage sind, auf Drogen zu verzichten“. Für sie sehen die Lagerhaus-Nutzer kurzfristig nur eine sinnvolle Hilfe: Einen von den Fixern akzeptierten und selbst mitgestalteten Treffpunkt, in dem neben SozialarbeiterInnen auch medizinisches Fachpersonal zur Verfügung steht und in dem auch das Spritzen von harten Drogen toleriert wird.
Die Lagerhaus-Initiativen wissen, wovon sie reden. Seit Jahren sammeln sie gebrauchte Spritzen aus dem Innenhof des Lagerhauses und dem Glasvorbau im Eingangsbereich, wischen Blutspritzer von den Toilettenwänden:
Das Lagerhaus droht zu einem der heimlicher Fix(er)-Punkte der Drogenszene zu werden, der Konflikt der Nutzer mit den Junkies ist vorprogrammiert. Gleichzeitig beobachten die Lagerhaus-Initiativen beunruhigt die lauter werdenden Stimmen im Viertel, die dem Drogenproblem vor allem mit stärkerer Polizeipräsenz beikommen wollen. Ein „Druckraum“ würde dagegen auch zur Verringerung der gebrauchten Spritzen auf Straßen und Spielplätzen und damit zu einem „toleranten Miteinander“ von Junkies und Viertelbewohnern beitragen, hoffen die Kulturinitiativen.
Daß das Lagerhaus es nicht nur bei schriftlichen Appellen an den Sozialsenator beläßt, belegt eine Ausstellung mit Bildern von Drogenabhängigen, die der Arbeitskreis „Kommunale Drogenpolitik“ in Zusammenarbeit mit dem Lagerhaus auf die Beine gestellt hat und die am kommenden Sonntag im Lagerhaus-Cafe eröffnet wird. Vier Diskussionsveranstaltungen während der 14-tägigen Ausstellung sollen darüberhinaus Aufmerksamkeit wecken und auf das Problem hinweisen.
K.S
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen